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Berlin: Frustrierter Investor

Nalepastraße: Laute Klagen über die Bürokratie

Statt finster blickender Muskelmänner gibt es jetzt eine freundliche Pförtnerin, Gerümpel und Altautos sind verschwunden vom früheren DDR-Funkhausgelände an der Nalepastraße. Doch was der israelische Projektentwickler Albert Ben-David den Parlamentariern in seinem Haus an diesem Mittwoch zu sagen hat, hört sich eher nach mühsam zurückgehaltener Wut an. Eigentlich halte ihn nur die Liebe zu Berlin und dem architektonischen Kleinod am Köpenicker Spreeufer hier, sagt Ben-David vor dem Medienausschuss des Parlaments, den er hierher eingeladen hat. Auf allen Ämtern werde er freundlich behandelt, aber jede Entscheidung ziehe sich ewig hin und sei dann so undurchsichtig, dass man ohne einen Ombudsmann verloren sei. „Als Bürger wäre ich ziemlich besorgt über diese Situation“, sagt der Investor, der nach eigener Auskunft bisher rund zwei Millionen Euro in die gut 50 Jahre alten Funkhausgebäude gesteckt hat.

Ben-Davids Anwalt Bernhard Lill wird deutlicher: Seit eineinhalb Jahren feilsche man mit der Immobilienverwaltung des Bundes (Bima) über den Kauf und die späteren Unterhaltungskosten für den Uferstreifen des Geländes. Um die dringend gewünschte Öffnung der seit Jahrzehnten versperrten Nalepastraße zu erreichen, habe man dem Bezirksamt jetzt sogar zugesagt, an seiner Stelle den Antrag auf Fördermittel zu stellen. Kostenpunkt für Ben-David: rund 20 000 Euro. Und bei der Ausschreibung fürs neue Domizil für die Schauspielschule „Ernst Busch“ habe man ein „Kampfangebot zum Selbstkostenpreis abgegeben, um hier Leben hereinzubekommen“. Knapp über zehn Millionen Euro habe Ben-David dafür veranschlagt. 30 Millionen Euro stehen im aktuellen Landeshaushalt sogar bereit. Aber man habe keine Gelegenheit bekommen, das Konzept zu präsentieren. Später sei die Offerte wegen der angeblich zu schlechten Verkehrsanbindung des Geländes abgelehnt worden, Weiteres habe man nicht erfahren. „Es ist wie in einem Mathebuch, wo die Lösung ganz hinten versteckt ist“, sagt Ben-David. „Sehr frustrierend für einen ausländischen Investor“, sagt der Anwalt.

Der anwesende Staatssekretär und Senatssprecher Richard Meng nahm die Kritik zur Kenntnis – und sagte später: „Wir wollen helfen, wo immer es geht.“

Ben-David hat das Gelände vor zwei Jahren gekauft, nachdem es die neuen Länder und Berlin als Eigentümer 15 Jahre lang verkommen ließen und schließlich für eher symbolische 350 000 Euro an eine windige Baufirma aus Sachsen-Anhalt abstießen. Noch danach zahlte die öffentliche Hand die Betriebskosten weiter: eine halbe Million Euro. Die Baufirma filetierte das Objekt – und kassierte in einer Versteigerung allein für das denkmalgeschützte Kernareal 3,5 Millionen Euro. Noch immer ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Betrugs- und Untreueverdachts; zwei Beteiligte sitzen wegen anderer Vorwürfe in U-Haft. Stefan Jacobs

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