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FU-Studie: Viele Schüler haben falsches DDR-Bild

Forscher der Freien Universität Berlin kritisieren den Umgang vieler Schulen mit der DDR-Vergangenheit. Einer Studie zufolge weiß etwa jeder zweite ostdeutsche Schüler nicht, dass die DDR eine Diktatur war.

Der Forschungsverbund SED-Staat an der Freien Universität Berlin kritisiert den Unterricht vieler Schulen, wenn das Thema DDR-Vergangenheit auf dem Programms steht. Forschungsleiter Klaus Schroeder sagte, die meisten Lehrpläne versagten, wenn es um die historisch korrekte Darstellung der früheren Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), deren Machtausübung und Unterdrückungsmechanismen in der DDR gehe.

Schroeder und seine Co-Autorin Monika Deutz-Schroeder stellen am Freitag die Studie "Soziales Paradies oder Stasi-Staat?" offiziell vor. Für die Untersuchung wurden mehr als 5200 Schüler in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Berlin befragt. Die Studie zeigt, dass viele Schüler völlig falsche Vorstellungen von der DDR haben.

Dem Papier zufolge bezeichnet in Ostdeutschland nicht einmal jeder zweite Schüler, in Westdeutschland jeder Dritte die DDR nicht ausdrücklich als Diktatur. In Brandenburg und Ost-Berlin wüssten nur gut 38 Prozent, dass es in der DDR keine demokratischen Wahlen gab. Historisch falsche Einschätzungen gebe es zur Rolle der Staatssicherheit und zur Umweltverschmutzung in der DDR.

Wissensstand korrespondiert mit Haltung

Die besten Kenntnisse wiesen Schüler in Bayern nach. Ein idealisiertes DDR-Bild pflegten der Untersuchung zufolge Kinder deutschstämmiger Familien aus der ehemaligen Sowjetunion und Rumänien, gefolgt von Ost-Berliner Schülern.

Erstmals habe eine Studie den direkten Zusammenhang zwischen Wissen über die DDR und einer daraus folgenden Haltung ergeben. Schröder sagte: "Durchgängig zeigt sich, dass mit sinkendem Wissensstand die negative Bewertung deutlich, in einigen Ländern, zum Beispiel in Brandenburg, sogar drastisch abnimmt."

Schuld sei unzureichendes Lehrmaterial, das meist auch nur in Auszügen verwendet werde. Gerade "in welchem Maße die SED Staat, Wirtschaft und Gesellschaft lenkte und kontrollierte und auf welcher politisch-ideologischen Grundlage sie als Staatspartei agierte", werde nirgends deutlich, urteilten die Autoren. (küs/ddp)

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