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Berlin: Fünf Meter können Welten sein

Israel und Palästina stellen auf der ITB direkt nebeneinander aus

„Es gab Zeiten“, seufzt Pinchas Millo vom israelischen Tourismusministerium, „da war die ITB das Camp David des Tourismus. Schön war das, so schön“. Camp David ist der Ort, an dem Yassir Arafat und Yitzhak Rabin einst Frieden schlossen. Das war 1993. Elf Jahre später liegen auf der Internationalen Tourismus Börse zwar nur fünf Meter und ein grauer Filzteppich zwischen Israel und Palästina, aber die Vertreter beider Länder überwinden sie nicht.

Obwohl es noch immer keinen palästinensischen Staat im Nahen Osten gibt – auf der ITB ist „Palästina“ trotzdem mit einem Stand vertreten. Der geographischen Ordnung wegen in direkter Nachbarschaft zu Israel. Seit 1998 ist das Tourismus-Ministerium der palästinensischen Autonomiebehörde auf der Reisemesse dabei. „Bis vor zwei Jahren haben wir sogar eine gemeinsame Pressekonferenzen abgehalten“, erinnert sich der Israeli Millo. Die zweite Intifada, der Aufstand der Palästinenser gegen die israelische Besatzung, hat die offizielle Zusammenarbeit beendet.

So sitzen in Halle 22 der ITB auf der einen Seite die Israelis, eine Sängerin singt hebräische Lieder zu Gitarrenmusik, ein Mann verteilt Prospekte von Tel Aviv. Auf der anderen, der palästinensischen Seite, schnitzt und verkauft Majed Nasrallah aus Bethlehem Holzkreuze, hinter ihm hängen Bilder der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem und Stadtansichten von Jericho. Der Tourismus liegt seit dem Ausbruch der zweiten Intifada auf beiden Seiten brach. Prospekte nehmen die ITB-Besucher gerne mit. Eine Reise zu buchen, das können sich aber nur wenige vorstellen. „Natürlich kann einem überall etwas passieren, der Anschlag von Madrid hat das gezeigt. Aber ich würde trotzdem nicht in den Nahen Osten reisen“, sagt ein Mann.

Israelis wie Palästinenser versuchen die Bedenken zu zerstreuen. „Kein Tourist ist bisher bei einem Terroranschlag ums Leben gekommen“, sagt Eva Schumacher vom israelischen Fremdenverkehrsbüro. Und das palästinensische Tourismusministerium organsiert sogar Ausflüge in die Flüchtlingslager von Gaza. Trotzdem „haben die meisten Touristen Angst, nach Palästina zu fahren“ , sagt Holzschnitzer Nasrallah, der in seiner Heimat seit der Intifada nur noch noch selten einen Job als Fremdenführer findet. „Ständig fragen uns Besucher, ob es gefährlich ist nach Palästina zu reisen. Was sollen wir antworten? Die Gefahr geht nicht von uns aus, sondern von den Israelis“, sagt ein Palästinenser aus Berlin, der am ITB-Stand aushilft, wütend – und zeigt auf den Stand jenseits des Filzteppichs.

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