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Berlin: Fünf Millionen Briefe blieben liegen Verdi sieht hohe Protestbereitschaft bei den Berliner Post-Beschäftigten

Heute Vormittag werden die Briefkästen in Privathäusern und Betrieben wieder gut gefüllt sein. In den vier Verteilzentren der Post wurden gestern Morgen seit Beginn der ersten Schicht die Sendungen aufgearbeitet, die durch die den befristeten Streik von Dienstag auf Mittwoch liegen geblieben waren.

Heute Vormittag werden die Briefkästen in Privathäusern und Betrieben wieder gut gefüllt sein. In den vier Verteilzentren der Post wurden gestern Morgen seit Beginn der ersten Schicht die Sendungen aufgearbeitet, die durch die den befristeten Streik von Dienstag auf Mittwoch liegen geblieben waren. „Wir schaffen das. Die Post wird einen Tag später zugestellt werden“, sagte Barbara Scheil, Sprecherin bei der Deutschen Post AG. Gut fünf Millionen Briefsendungen konnten gestern nach Angaben der Gewerkschaft Verdi durch ihre Protestaktionen nicht ausgetragen werden. Diese Zahl bezeichnet Postsprecherin Scheil als realistisch. In den Postzentralen vieler großen Berliner Betriebe gab es gestern nicht viel zu tun. Bei der Bewag etwa mussten gestern nur weniger als zehn Prozent des normalen Briefeingangs bearbeitet werden. Bei Schering wiederum machten sich keine Folgen des Warnstreiks bemerkbar: Dort war der Posteingang so wie an normalen Tagen.

Von Dienstagnachmittag bis Mittwochmorgen um sechs Uhr war die Arbeit in den Sortierzentren in Tempelhof-Schönberg Schönefeld, Stahnsdorf und Hennigsdorf zwei Schichten lang niedergelegt worden. Rund 720 Beschäftigte nahmen an dem Warnstreik teil. Lediglich einige wenige Beschäftigte, Beamte und leitende Angestellte hätten gearbeitet, hieß es bei Verdi. Im Rahmen der diesjährigen Tarifrunde hatte Verdi zu der Aktion aufgerufen, um der Forderung nach einer Tariferhöhung in Höhe von 6,5 Prozent Nachdruck zu verleihen und die Arbeitgeber zu einem Angebot zu bewegen. Am Montag sollen die Verhandlungen zwischen der Post und der Gewerkschaft wieder aufgenommen werden. Unklar ist bisher, ob Berlin vorher noch einmal von befristeten Arbeitsniederlegungen betroffen sein wird. Die „Aktionsgebiete“ werden vom Verdi-Bundesvorstand festgelegt.

Sollte es bei den Verhandlungen zu keiner Einigung kommen, schätzt Helmut Jurke, zuständiger Fachbereichsleiter bei Verdi, die Streikbereitschaft der Postbeschäftigten als sehr hoch ein. „Die Leute stehen voll hinter der Forderung der Gewerkschaft“, sagt Rebecca Huhmann, Betriebsratsvorsitzende der Niederlassung in Tempelhof-Schöneberg, mit 3000 Beschäftigten die größte Post-Niederlassung in der Region. Ursächlich dafür sei auch, dass das Arbeitsklima in den letzten Jahren bedeutend schlechter geworden sei.

Die Beschäftigten hätten zunehmend das Gefühl, dass der Druck immer stärker werde, sagte Huhmann. So würden beispielsweise vermehrt Kündigungen auf Grund von Krankheiten ausgesprochen. Es mache sich zudem bemerkbar, dass in den letzten zehn Jahren durch steigende Automatisierung Personal in erheblichem Umfang abgebaut worden sei. Nach Jurkes Angaben fiel bundesweit seit 1992 mehr als ein Drittel aller Stellen weg. In Berlin und Brandenburg hat die Post derzeit rund 25 000 Beschäftigte. Sigrid Kneist

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