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FÜNF  MINUTEN  STADT: Der Alltag von Neukölln

Zwei junge Männer – Typ Studenten – tragen ein durchgesessenes, grasgrünes Sofa durch ein gepflegtes Treppenhaus in der Harzer Straße in Neukölln. Das Haus ist stadtbekannt, einst geisterte es als „Rattenhaus von Neukölln“ durch die Medien, damals lebten dort verwahrlost und mit viel Müll sehr viele Roma aus Rumänien.

Zwei junge Männer – Typ Studenten – tragen ein durchgesessenes, grasgrünes Sofa durch ein gepflegtes Treppenhaus in der Harzer Straße in Neukölln. Das Haus ist stadtbekannt, einst geisterte es als „Rattenhaus von Neukölln“ durch die Medien, damals lebten dort verwahrlost und mit viel Müll sehr viele Roma aus Rumänien. Seit dem Sommer 2011 – seit eine katholische Wohnungsbaugesellschaft das Gebäude kaufte und sanierte – trägt das Haus den Beinamen „das Wunder von Neukölln“. Sehr viele Roma aus Rumänien leben immer noch dort, nur ohne Müll, unter guten Bedingungen.

Die beiden Studenten bugsieren das Sofa jetzt hinaus in den Innenhof. Ihr Ziel: das Müllhäuschen im zweiten Innenhof. Kaum betreten sie den ersten Hof, sind sie umringt von Kindern. „Was macht ihr mit dem Sofa?“, rufen sie durcheinander. Die beiden Jungs setzen kurz ab, verschnaufen, einer antwortet: „Das schmeißen wir weg.“ Drei Männer um die 50, die sich in einer Ecke des Hofs unterhalten, werden jetzt auf die Traube aufmerksam. „Was macht ihr mit dem Sofa?“ – „Das kommt auf den Müll!“ Dann stemmen die Studenten das Sofa wieder hoch und schleppen es weiter durch den Hof.

Die drei Männer laufen mit, tuscheln aufgeregt in Romanes, gestikulieren wild. Schließlich ruft einer auf deutsch: „Das könnt ihr nicht machen! Ihr müsst das Sofa zum Sperrmüll bringen!“ Und ein anderer erklärt entrüstet: „Was sollen denn die Nachbarn denken?“ Veronica Frenzel

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