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FÜNF  MINUTEN  STADT: Extra für Sie

Die U5 Richtung Hönow ist gut gefüllt. Es ist kurz nach sieben am Abend.

Von Maris Hubschmid

Die U5 Richtung Hönow ist gut gefüllt. Es ist kurz nach sieben am Abend. Eine junge Frau, die eben eingestiegen ist, geht durch den Zug. Ein Mann hat seinen Rucksack auf einen Sitz gestellt. „Darf ich?“, fragt sie. „Oh, natürlich“, antwortet er und macht Platz. Sie setzt sich. Nach einer Weile beugt er sich zu ihr herüber: „Ich habe extra für Sie frei gehalten.“ Die junge Frau lacht, kramt in ihrer Tasche, holt eine rote Packung hervor. „Das war sehr nett von Ihnen. Darf ich mich mit einem Kirschbonbon bedanken?“ Ihr Nebenmann wirkt verlegen, nimmt dann aber einen. Eine Dame, die den beiden gegenüber sitzt, sieht die junge Frau an, lächelt. „Ach, möchten Sie vielleicht auch einen?“, fragt die junge Frau. Die Dame schüttelt den Kopf. „Nein, danke vielmals. Aber Kirsche ist mir zu süß.“ Stille. Ein älterer Herr, der zwei Plätze weiter sitzt, räuspert sich. „Das versteh ich gut“, sagt er, an die Dame gewandt. „Ich habe hier Salbei-Bonbons, wenn Sie mögen? Die sind überhaupt nicht süß.“ Strahlend greift sie zu. Wieder Stille. Dann steht ein kräftiger junger Mann auf, der zwischen den beiden gesessen hat, wühlt in seiner Jackentasche und zückt ein paar Kärtchen. „Also, ich habe hier zehn McDonalds-Gutscheine, die noch vier Tage gültig sind. Ist wohl eh gesünder, wenn ich welche abgebe.“ Maris Hubschmid

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