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FÜNF  MINUTEN  STADT: Wir müssen draußen bleiben

Ein Baumarkt in Kreuzberg, abends gegen sieben. Vor dem Eingang sitzt ein Junge auf einem elektrischen Pferd.

Ein Baumarkt in Kreuzberg, abends gegen sieben. Vor dem Eingang sitzt ein Junge auf einem elektrischen Pferd. Ein Mann wirft eine Münze hinein. Das Pferd galoppiert los und bleibt doch stehen. Der Junge, etwas zu dick und etwas zu vergnügt, gibt ihm die Sporen. Der Mann grinst und betritt den Baumarkt. Das Gleiche versucht nun schon seit längerem ein Greis. Doch sein Hund will nicht draußen bleiben, wie das Schild am Eingang es verlangt. Der Greis erklärt alles, der Hund versteht nichts. Schließlich bindet er ihn an einem metallenen Ascheimer fest – es gehe nicht anders – und betritt den Baumarkt. Zurück bleiben der weinende Hund und der reitende Junge. Da taucht hinter einer Heckenformation eine Frau auf. Sie ruft: „Jonas! Wer hat dir denn Geld für das Pferd gegeben?“ Der Junge, nun nicht mehr vergnügt, antwortet, als wäre er sich einer unbekannten Schuld bewusst: „Ein Onkel.“ Er sagt das sehr leise. Und doch versetzt die Situation den Hund in Panik. Er rennt davon, an der Frau, dem Jungen, der Heckenformation vorbei, und verschwindet im Dunkel. Den Ascheimer zieht er hinter sich her. Man hört ihn noch, als das Pferd längst wieder still steht. Dirk Gieselmann

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