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Berlin: Fünf Neugeborene in die Babyklappe gelegt

Ein Jahr nach Schaffung der Babyklappen in Berlin haben fünf Frauen von dem Angebot Gebrauch gemacht. In den so genannten Babyklappen können Mütter ihre ungewollten Neugeborenen anonym und straffrei ablegen.

Ein Jahr nach Schaffung der Babyklappen in Berlin haben fünf Frauen von dem Angebot Gebrauch gemacht. In den so genannten Babyklappen können Mütter ihre ungewollten Neugeborenen anonym und straffrei ablegen. Damit soll verhindert werden, dass verzweifelte Eltern ihr Kind einfach aussetzen oder sogar töten.

Die Babyklappe des Vivantes-Klinikums Neukölln ist bisher zwei Mal genutzt worden. Zwei Frauen legten ihre Babys anonym in das Wärmebettchen, ein drittes wurde in der Kinderklinik abgegeben, sagte Vivantes-Sprecherin Fina Geschonneck in Berlin. Über ein anonym abgegebenes Kind werde umgehend das Jugendamt informiert, welches das Baby dann in seine Obhut nehme, sagte Geschonneck. Die Zusammenarbeit mit der Behörde sei eng. Um die medizinische Versorgung des Säuglings kümmerten sich Ärzte und Schwestern. Da die Kinderklinik über eine Neugeborenenintensivabteilung verfügt, sei eine optimale Betreuung garantiert. Nach rund einer Woche werde das Baby meist einer Pflegefamilie übergeben.

In den beiden anderen Berliner Babyklappen am Krankenhaus Waldfriede in Zehlendorf und im St. Joseph-Krankenhaus in Tempelhof sollen bisher je ein Neugeborenes abgegeben worden sein. Nach Zeitungsberichten ist eine vierte Babyklappe im Krankenhaus Lichtenberg geplant. Eine Sprecherin der Klinik wollte das allerdings nicht bestätigen.

Fremde Blicke und bohrende Fragen braucht die in Not geratene Mutter nicht zu fürchten. Sie kann ihr Kind unbeobachtet in ein Wärmebettchen legen. Erst ein bis zwei Minuten später geht ein Signal an den Wachdienst, der die Kinderstation informiert. Kurz darauf wird das Kind untersucht, versorgt und meist nach wenigen Tagen an eine Pflegefamilie übergeben. In der Babywiege findet die Mutter einen Brief mit Hilfsangeboten. Darin erfährt sie auch, dass sie nun acht Wochen Zeit hat, ihr Kind wieder zu sich zu holen. Verzichtet sie darauf, wird das Baby zur Adoption vermittelt. Eine Strafe droht der Frau nicht. Bisher hat noch keine Mutter den Brief mitgenommen.

Die erste Berliner Babyklappe wurde im Februar 2001 eingerichtet, zuletzt wurde am 18. Dezember vergangenen Jahres ein Neugeborenes hineingelegt. Die erste Babyklappe der Bundesrepublik war im April 2000 in Hamburg eingerichtet worden. Im September desselben Jahres rief das Berliner Krankenhaus Waldfriede in Zehlendorf das Projekt "Babywiege" ins Leben.

Die Babyklappen in Berlin sind Einrichtungen der beteiligten Krankenhäuser, der Caritas und der Diakonie. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder vor dem Tod durch Aussetzung zu retten. Denn nach wie vor versuchen verzweifelte Mütter, ungewollte Babys möglichst unbemerkt loszuwerden. Die Schätzungen schwanken zwischen 20 und bis zu 80 ausgesetzten Babys pro Jahr. Die Dunkelziffer ist aber vermutlich höher, denn viele Kinder werden auf andere Art "entsorgt" und vermutlich nie gefunden.

fk

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