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Berlin: Fünf Tage sind zum Lernen nicht genug

Der Stundenplan wird immer umfangreicher – Unterricht am Sonnabend könnte die Lösung sein

Erst 1991 wurde in Berlin der Unterricht am Sonnabend abgeschafft. Weil man sparen musste, fielen etliche Unterrichtsstunden weg, der sechste Tag wurde überflüssig. Heute ist die fünftägige Woche von München bis Kiel die Regel. Nun kommt die Diskussion zurück, denn die Verkürzung des Abiturs auf zwölf Jahre stellt viele Oberschulen vor die Frage, ob sie Nachmittagsunterricht anbieten oder auf den Sonnabend ausweichen sollen.

25 Wochenstunden müssen aus der wegfallenden 13. Klasse auf die Klassen 5 bis 10 verteilt werden. Dies bedeutet, dass vier Stunden pro Woche hinzukommen. Nur die Hauptschulen sind davon ausgenommen. An Real- und Gesamtschulen werden die Stundenpläne ebenso wie an Gymnasien erweitert, damit auch ihren Schülern die Abitur-Option nach zwölf Jahren offen steht. Langfristig werden hier alle siebten und achten Klassen mindestens 33 Stunden haben, alle neunten und zehnten 34. Wer freiwillig Religionsunterricht besucht oder Griechisch als dritte Fremdsprache lernt, ist bei 36 Stunden.

In den grundständigen Gymnasien, die auf alte Sprachen ausgerichtet sind, sitzen bereits die Fünftklässler 33 Stunden in der Schule, weil sie drei zusätzliche Stunden Latein haben. Kommt noch Religion dazu, haben auch sie schon 35 Stunden. Nächstes Jahr wird die Stundenerhöhung alle Oberschulen erreichen, die dann Kantinen einrichten müssten, um die Kinder mittags zu versorgen.

Laut Schulverwaltung haben von den rund 400 Oberschulen nur etwa 120 Kantinen, vor allem Gesamtschulen und Oberstufenzentren. Realschulen und Gymnasien haben meist keine Möglichkeit, ein warmes Essen anzubieten, es sei denn, sie haben aus DDR-Zeiten noch ihre Küchenräume beibehalten. Angesichts der Finanzlage der Bezirke wird sich daran so schnell nichts ändern. Das Vier-Milliarden-Programm des Bundes für Ganztagsschulen, von dem Berlin 147 Millionen Euro bekam, wurde fast komplett für die Grundschulen verplant. Zudem gibt es Schulen, die gar keinen Platz für Kantinen haben. Etwa das Goethe-Gymnasium in Wilmersdorf, eine von zwei Berliner Schulen, die jetzt schon jeden zweiten Sonnabend unterrichten.

Damit Schüler auch nach der sechsten Stunde lernen können, wäre eine lange Mittagspause nötig. Dies bedeutet aber, dass die Zeit am Nachmittag knapp wird, um Freizeitaktivitäten wie Vereinssport unterzubringen, was auch für den Unterricht am Sonnabend spricht. Bildungsforscher geben außerdem zu bedenken, dass es Migranten und Kindern aus bildungsfernen Milieus nicht gut tut, wenn sie von Freitagmittag bis Montagmorgen sich selbst überlassen sind und keine Anregung bekommen. Auch hier wäre der Unterricht am Sonnabend eine Lösung.

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