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Berlin: Für den Schloßplatz hat niemand eine tragfähige Idee

Bund und Senat verschieben Vorstellung von Wettbewerbsergebnissen um vier WochenVON CHRISTIAN VAN LESSEN BERLIN.Die Zukunft des Schloßplatzes läßt auf sich warten: Bis heute wollten Bund und Senat ursprünglich die Ergebnisse des "Interessenbekundungsverfahrens" vorgestellt haben, an dem sich rund 20 bauwillige Investoren beteiligen.

Bund und Senat verschieben Vorstellung von Wettbewerbsergebnissen um vier WochenVON CHRISTIAN VAN LESSEN BERLIN.Die Zukunft des Schloßplatzes läßt auf sich warten: Bis heute wollten Bund und Senat ursprünglich die Ergebnisse des "Interessenbekundungsverfahrens" vorgestellt haben, an dem sich rund 20 bauwillige Investoren beteiligen.Nun aber sind die Behörden entschlossen, die Vorstellung um rund vier Wochen zu verschieben.Offiziell heißt es nur, man brauche noch mehr Zeit, um die eingereichten Arbeiten zu prüfen.Hinter den Kulissen aber macht sich eine gewisse Ratlosigkeit breit.Die Entwürfe wirken teilweise so offenkundig unwirtschaftlich und architektonisch skurril, daß man mit einer Vielzahl von ihnen nichts anfangen kann. Aber das will niemand aus den beteiligten Behörden, dem Bundesbauministerium und der Senatsbauverwaltung in dieser Deutlichkeit sagen.Da ist nur von seriösen und weniger ernsthaften Angeboten die Rede; es sei noch umfangreiches Material zu sichten, und die Bedeutung des Platzes verlange, daß man sich für die Prüfung mehr Zeit lasse - zumal auf Drängen der potentiellen Investoren, großen und mittleren Firmen aus dem Bau-, Immobilien- und Bankenbereich, die Abgabefrist für Pläne und Berechnungen bereits von Anfang auf Ende Januar 1998 verschoben worden war.Einer der beteiligten Investoren, der in der Baubranche als seriös gilt, gibt offen zu, daß man sich in erster Linie aus Prestigegründen am Verfahren beteilige, zwar einen anspruchsvollen und zeitgemäßen Entwurf vorgelegt habe, aber nicht ernsthaft an seine wirtschaftliche Tragfähigkeit oder gar an die Verwirklichung glaube.Zumal noch geklärt werden müßte, in welchem Ausmaß sich der Bund finanziell an dem privat-öffentlichen Projekt beteiligen wolle oder überhaupt könne. Das Projekt ist jenes Gebäude in den historischen Schloß-Abmessungen, das neben rein kommerziellen Zwecken für Gastronomie, Läden und Büros unter anderem eine Bibliothek, ein Hotel mit Festsaal sowie Ausstellungsflächen und ein Konferenzzentrum bieten soll.Nach den Vorgaben kann modern, aber auch in der äußeren Form des alten Schlosses gebaut werden - ein Konzept, das beispielsweise die Hanseatica-Unternehmensgruppe verfolgt.Beide Varianten aber sollen möglichst den von Asbest befreiten Palast der Republik oder zumindest verbliebene Teile von ihm berücksichtigen. Von den Bewerbern werden neben Wirtschaftlichkeits- und Betreiberkonzepten auch "vergleichbare Referenzobjekte" verlangt.Das Bundesbauministerium wies gestern Vermutungen aus der Berliner Baubranche zurück, das Verfahren zum Schloßplatz werde auch wegen möglicher Schwierigkeiten bei der geplanten Asbestbeseitigung im Palast der Republik in die Länge gezogen.Davon sei nichts bekannt.Es bleibe auch dabei, in diesem Jahr einen Architektenwettbewerb auszuloben, hieß es. Im nächsten Jahr soll das Investorenauswahlverfahren beginnen, Ende 1999, nach der Asbestbeseitigung im Palast, wird dann die Entscheidung über die Bebauung des Schloßplatzes erwartet - fast zehn Jahre nach der Schließung des einstigen Renommierbaus, der nach einem früheren Beschluß des Bundes 1994 abgerissen werden sollte.Er blieb folgenlos wie der weltweit beachtete städtebauliche "Spreeinsel"-Wettbewerb von 1993.Das aktuelle Verfahren soll nun wirklich Weichen stellen, auch wenn in den Behörden Zweifel laut werden.

CHRISTIAN VAN LESSEN

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