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Berlin: Für die Opern sieht es düster aus

Sparvorgaben schon jetzt kaum zu erfüllen

Die Akademie der Künste kann sich freuen. Auch das Jüdische Museum, die Berliner Festspiele, der Gropius-Bau oder das Haus der Kulturen der Welt: Dank Haupstadtkulturvertrag werden sie längst vom Bund finanziert und müssen nicht bangen, dass es ihnen wegen des Karlsruher Urteils an den Kragen geht.

Bei den drei Opernhäusern sieht das anders aus. Wenn der Regierende Bürgermeister beteuert, es mache „keinen Sinn, dass die Kultur in Berlin sich auf das Niveau einer Kleinstadt reduziert“, ist das zwar ein klares Bekenntnis zur Vielfalt der Kunst-, Musik- und Theatermetropole. Torsten Wöhlert, Sprecher des Kultursenators Thomas Flierl, verweist auf die in der letzten Legislaturperiode erbrachten Sparanstrengungen in der Kultur – über 27 Millionen Euro - sowie auf die unstrittige Fortsetzung des Konsolidierungsprozesses. „Der Vergleich mit Hamburg wird der historischen wie aktuellen Rolle Berlins als Hauptstadt gerade auf dem Gebiet von Kultur und Wissenschaft jedoch nicht gerecht“, heißt es aus Flierls Behörde. „Wer hier weitere Einschnitte vorzunehmen gedenkt, gefährdet die Zukunftsfähigkeit der Stadt.“ Berlins Tourismuschef Hanns Peter Nerger kann das nur bestätigen.

Für die Opernstiftung, die Staatsoper, Deutsche Oper und Komische Oper vereint, wird die ohnehin unerfüllbare Sparvorgabe bis 2009 nun zur noch engeren Zwangsjacke. Auch dass der Verein der Freunde der Staatsoper in dieser Woche eine Anzahlung auf seine versprochenen 30 Millionen Euro für die Sanierung der maroden Lindenoper leistete, gibt jetzt kaum noch Anlass zur Hoffnung. Denn die restliche Sanierungssumme (100 Millionen Euro) zahlt der Bund nur dann zur Hälfte, wenn Berlin die andere Hälfte beisteuert. Dazu schweigt der Senat, oder genauer: Er schiebt den Posten auf die lange Bank. Die Kulturverwaltung verweist darauf, dass die Landesgelder – wenn Verein und Bund zuerst zahlen – erst im Doppelhaushalt 2011/12 eingestellt werden müssten. Die Debatte über eine entsprechende Investitionsverpflichtung kann aber erst die neue Regierung führen. Bangen für die Zukunft: Staatsopern-Intendant Peter Mussbach möchte sich zum Karlsruher Urteil lieber nicht äußern.

Und der Bund? Wird noch dringlicher um Hilfe gebeten. Klaus Wowereit hat nun seinen Wunsch wiederholt, der Bund möge die Staatsoper oder andere preußische Erbgüter übernehmen, nach dem Motto: Preußen gehört allen. Aber er hat schlechte Karten bei Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), der solche Forderungen gestern zurückwies. Mit drei Milliarden Euro seit 1999 und allein 340 Millionen Euro in diesem Jahr komme der Bund bereits „in vorbildlicher Weise“ seiner kulturellen Verantwortung in Berlin nach. Die verschuldete Stadt hat übrigens Erfahrung mit drastischen Kultur-Kürzungen: Die durch die Schließung des Schiller-Theaters im Jahr 1993 gewonnenen Mittel reichten für gut drei Tage Zinsentilgung.

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