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Berlin: Für Ehefrauen geeignet

Hans-Peter Wodarz gründet ein erotisches Theater

Vieles steht schon fest. Der Ort: die Spielbank am MarleneDietrich-Platz. Die Farben des Raumes: aubergine, gold, rot, violett. Der Eintrittspreis: 69 Euro. Der Start: Mai 2006. Das Grundnahrungsmittel: Kaviar. Das Konzept: „Knistern auf höchstem Niveau.“ Vieles andere steckt noch im Kopf von Arthur Castro, dem Regisseur, und Hans-Peter Wodarz, dem unermüdlichen Berliner Unterhaltungs-Rastelli. Beide – erfolgreich als Team hinter „Pomp Duck and Circumstance“, haben sich mit Günter Münstermann, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Spielbank, zusammengetan, um „Belle et fou“ zu gründen, ein von Grund auf neu konzipiertes erotisches Theater, mit dem sie Berlin ein Stück näher an Las Vegas rücken wollen, ohne aber etwas in Amerika zu kopieren. Fünf Millionen Euro werden die Gesellschafter der Spielbank dafür in die Hand nehmen, allein drei Millionen für den Umbau des Saals im zweiten Stock des Gebäudes zu einem Theater für 300 Gäste.

30 Tänzer, Artisten, Musiker, aber keine Tanzshow im konventionellen Sinn – soviel verrieten Castro und Wodarz am Freitag vor der Presse über ihr Konzept. „Bloße Fleischbeschau ist nicht interessant“, sagte der 30-jährige Regisseur, der aus dem Opernfach kommt, „so etwas wie das Moulin Rouge finde ich handwerklich perfekt, aber nach drei Minuten bin ich eingeschlafen.“ Geheimnisse sollen also nach und nach enthüllt werden im „Belle et fou“, gespiegelt durch die Augen eines älteren Paars, das Rückschau auf sein Leben hält und die Zuschauer indirekt durch das Programm führen wird, „ein erotisches Lustspiel mit Verführung in zwölf Bildern“, wie es Wodarz formulierte. Zum Konzept gehört, dass die Darsteller hinter der Bühne beobachtet werden können. Nichts für Minderjährige, versteht sich, aber doch so seriös, „dass Männer nicht nur mit ihren Freundinnen, sondern auch mit ihren Ehefrauen kommen“. Kegelclubs gehören dagegen nicht zur Zielgruppe, Ballermann-Stimmung soll vermieden werden.

Die Grundannahmen sind äußerst optimistisch. Die 300 Plätze will man sechs Mal in der Woche zweifach besetzten, am Wochenende gern auch drei Mal. Die Macher sehen sich daher nicht als Konkurrenz für Clubs wie das „Goya“ oder die eigene Enten-Show, sondern als Teil einer Offensive, die Berlin als Ziel insgesamt attraktiver machen soll für anspruchsvolle Gäste, die nur dann kommen, wenn ein breites, weltstädtisches Entertainment-Angebot lockt. „Die Nummer drei in Europa nach Paris und London“ – das ist Wodarz´ Ziel für Berlin; er sucht bekanntlich schon länger nach einem festen Platz für „Pomp Duck“. Es muss aber nicht immer Kaviar sein. Wodarz hat zusammen mit dem Pariser Spezialisten Caviar House/Prunier eine üppige Kaviar-Karte zusammengestellt, doch die Gäste können sich vor der 90-Minuten-Show auch mit ein paar kleinen Häppchen – Balik-Lachs, Gänseleber – stärken, die im Preis bereits enthalten sind. Und die Getränke, so verspricht der Meister, werden überaus vernünftig kalkuliert sein. Damit sich eventuell überschüssige Unvernunft ganz auf die Show konzentrieren kann. bm

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