zum Hauptinhalt

Berlin: „Für Israelis gehören Kontrollen zum Alltag“ - Wie eine Berliner Jüdin auf die Terrorgefahr reagiert

Vor neun Jahren, als Efrat Alony aus Israel nach Berlin gekommen ist, waren das „extrem angenehme Zustände“, wie sie sagt: keine Taschendurchsuchungen wegen möglicher Bomben, keine skeptischen Blicke in den Bussen. Sie ist ganz anderes gewohnt.

Vor neun Jahren, als Efrat Alony aus Israel nach Berlin gekommen ist, waren das „extrem angenehme Zustände“, wie sie sagt: keine Taschendurchsuchungen wegen möglicher Bomben, keine skeptischen Blicke in den Bussen. Sie ist ganz anderes gewohnt. Für die 31-Jährige, die aus Haifa kommt, gehörte die immerwährende Vorsicht vor einem Attentat zu ihrem Alltag. So wie bei uns kleinen Kindern eingebläut wird, sie sollen nicht mit Fremden mitgehen, so bekämen die Kinder in Israel schon sehr früh zu hören, dass sie fremde Taschen nicht berühren sollen.

„In den Schulen gibt es Plakate, die darauf hinweisen“, erklärt die Jazzsängerin. Ende September erscheint ihre neue CD, danach geht sie auf Tour. Mehr Angst wegen der verstärkten Kontrollen in Deutschland hat sie nicht. In Israel, sagt sie, werde immer kontrolliert: an den Eingängen der Shoppingcenter, in Caféhäusern, Bushaltestellen. Videoüberwachung gebe es kaum. Dort wird auf Wachpersonal gesetzt, denn es gelte ja, einen Anschlag möglichst im Vorfeld zu verhindern. Darauf müssten sich nun auch die Deutschen einrichten, glaubt sie.

In Israel seien auch die Menschen selbst beständig wachsam. „Wenn ich in einem Bus sitze, schaue ich mir die Menschen genau an. Sieht jemand merkwürdig aus? Ist einer besonders nervös?“ Man achte darauf, ob jemand im Sommer einen Mantel oder eine dicke Jacke anhat. „Es könnte ja eine Bombe darunter versteckt sein“, sagt sie.

An keinem Ort könne man sich mehr absolut sicher fühlen, glaubt Efrat Alony. Deswegen sei es unvermeidlich, dass es auch hier mehr Kontrollen gibt. „Der Mensch gewöhnt sich an alles. Das werden auch die Deutschen merken, es bedeutet nicht unbedingt eine Einschränkung der Lebensgewohnheiten.“ Ob wir hier bislang zu arglos mit der Gefahr umgegangen sind? „Ich bin keine Expertin“, sagt sie. Das müssten die Behörden entscheiden. Doch sie glaubt, dass es für die Menschen einfacher ist, wenn sie sich einer konkreten Gefahr bewusst sind, als wenn die Angst immer diffus über einem schwebt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false