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Um in Filmen wie "Tatort" authentisch die Arbeit der Polizei widerzuspiegeln, brauchen Filmemacher Ansprechpartner. Doch die zuständige Stelle in Berlin wurden nun gestrichen.

© dpa

Für Tatort und Hollywood-Produktionen: Polizei schließt ihre Filmberatung

Ob Tatort oder Hollywood-Streifen: Die Berliner Polizei hatte ihre eigene Beratungsstelle, die den Filmemachern zur Seite stand. Bis jetzt. Die Stelle wurde nun gestrichen.

Wer darf als als erster einen Tatort betreten? Wann darf ein Polizist schießen? Wieviel Material braucht man für einen Gentest? Solche und ähnliche Fragen von Drehbuchschreibern, Regisseuren und Krimiautoren beantwortete seit 1996 die Film- und Autorenberatung der Berliner Polizei. Auch die Vermittlung von Gesprächen mit Polizisten und die Bereitstellung von Polizeigebäuden für Filmaufnahmen fiel in ihren Aufgabenbereich. Doch nun ist Schluss: Das aus einer Mitarbeiterin bestehende Büro wurde aufgelöst. Ursache sind die Einsparvorgaben der rot-schwarzen Koalition, sagt Polizeisprecher Volker-Alexander Tönnies. Nach kritischer Prüfung habe man sich dazu entschlossen, ein Ersatz ist nicht vorgesehen.

Laut Tönnies gab es im Jahr 2012 insgesamt 25 vermittelte Gespräche und Aufsichten für Gebäude, 2011 waren es 26, die Zahl der telefonischen Beratungen wurde nicht erfasst. Laut Tönnies sollen öffentliche Polizei-Gebäude künftig vom Berliner Immobilienmanagement für Dreharbeiten vermittelt werden. Tom Schreiber (SPD), Mitglied des Innenausschusses im Abgeordnetenhaus, ärgert vor allem die fehlende Kommunikation seitens der Polizei: „Es überrascht mich sehr, dass die Autorenberatung so ohne einen Hinweis ans Parlament geschlossen wurde.“ Der SPD-Politiker fürchtet zudem um die Attraktivität des Standortes Berlin: Mit der Autorenberatung hätten nicht nur die Macher des Berliner „Tatort“ oder der Serie „Der Kriminalist“ zusammengearbeitet, sondern auch Hollywood-Produktionen wie „Die Bourne- Identität“ oder „Operation Walküre“. Auch beim Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD) stößt die Entscheidung auf Unverständnis.

"Man muss die Möglichkeit haben, in den Polizei-Alltag reinzuschauen."

Geschäftsführerin Katharina Uppenbrink sagt: „Es gab immer einen immensen Bedarf, die Stelle hätte gut zwei Mitarbeiter haben können.“ Außerdem sei es im Sinne der Polizei, dass deren Arbeit durch gute Recherche korrekt dargestellt werde, so Uppenbrink. „Wir plädieren dafür, die Autorenberatung wiederzueröffnen und werden uns auch an den Polizeipräsidenten wenden.“ Für Autoren wie Jonas Hartmann bricht damit eine wichtige Recherche-Quelle weg: „Wenn man nur ein bisschen authentisch schreiben will, muss man die Möglichkeit haben, in den Polizei-Alltag reinzuschauen.“ Für seinen Roman „Südstern“ von 2012 hatte Hartman mehrere Wochen mit Recherchen innerhalb der Polizei verbracht. „Wie ist so eine Behörde aufgebaut, ab wann kommt die Mordkommission ins Spiel, wie arbeiten Zivilfahnder?“, zählt Hartmann einige Fragen auf, die er ohne die Zusammenarbeit mit der Polizei nicht hätte klären können.

„Gerade die Authentizität von ,Südstern‘ wurde von der Kritik sehr gelobt und hat zum Erfolg des Buches beigetragen“, sagt Markus Naegele vom Heyne-Verlag. Derzeit arbeitet Hartmann an einem neuen Buch, das erneut das in den kriminellen Milieus der Hauptstadt spielt. Wohin sich Filmschaffende und Autoren in Zukunft wenden sollen, wenn sie Polizeiarbeit glaubwürdig darstellen wollen, ist unklar: „Andere Ansprechpartner der Polizei Berlin stehen für diesen Service nicht zur Verfügung“, sagt Volker-Alexander Tönnies.

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