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Berlin: Für viele Geschäfte wird die Ausnahme immer häufiger die Regel

BERLIN .Viele tausend Menschen werden an diesem und dem kommenden Sonntag die Sonderöffnungszeiten zwischen 12 und 17 Uhr wahrnehmen und zum Shoppen ausschwärmen.

BERLIN .Viele tausend Menschen werden an diesem und dem kommenden Sonntag die Sonderöffnungszeiten zwischen 12 und 17 Uhr wahrnehmen und zum Shoppen ausschwärmen.Auslöser ist diesmal die Hauptstadt-Autoshow am Funkturm, denn aus "Anlaß von Märkten, Messen oder ähnlichen Veranstaltungen" dürfen an "höchstens vier Sonn- und Feiertagen" Verkaufsstellen geöffnet sein.So steht es im Paragraphen 14 des Ladenschlußgesetzes.Eine verwirrende Fülle von Sonderregelungen im Gesetz räumt dem Kunden viele Einkaufsmöglichkeiten auch außerhalb der Fristen ein.

Für die teilweise seltsamen Ausnahmetatbestände, die das Ladenschlußgesetz gewährt, ist das Wochenende vom 3.und 4.Oktober, als Berlin den Tag der Deutschen Einheit und die Eröffnung des Potsdamer Platzes feierte, das beste Beispiel.Wer am Einheitstag shoppen ging, tat dies auf der Grundlage des schon zitierten Paragraphen 14.Den Hunderttausenden jedoch, die am Sonntag bis 24 Uhr am Potsdamer Platz in den Arkaden einkauften, erlaubte dies Paragraph 23.Die Landesbehörden können nämlich "befristete Ausnahmen" erlauben, wenn "sie im öffentlichen Interesse dringend nötig werden".

Dauerhaft Ausnahmen von den sonst gültigen Regeln können auch die Geschäfte in City West und Ost in Anspruch nehmen.Sie dürfen von montags bis sonnabends bis maximal 22 Uhr geöffnet haben.Von dieser Möglichkeit machen aber nur rund 50 Geschäfte Gebrauch, etwa der Unternehmer Peter Dussmann, der die Mitarbeiter in seinem Medienkaufhaus an der Friedrichstraße flugs zu leitenden Angestellten beförderte, um den harten Arbeitschutzbedingungen zu entgehen.Auch die Läden in Ausflugs- und Erholungsgebieten könnten an 40 Sonn- und Feiertagen acht Stunden lang und sonnabends bis 20 Uhr verkaufen.

Andere wiederum, die die Vorteile vielleicht gern nutzen würden, dürfen es nicht.Bestimmte City-Geschäfte etwa haben das Pech, wenige Meter außerhalb der touristischen Zonen zu liegen.So müssen sich die Geschäfte, die südlich der Leipziger Straße an der Friedrichstraße liegen, an die normalen Öffnungszeiten halten.Pech hatten auch die über den Ostteil der Stadt verteilten Spätverkaufsstellen.Als das neue Ladenschlußgesetz in Kraft trat, war für sie Schluß mit den langen Öffnungszeiten, offiziell wenigstens.Inoffiziell aber verkaufen viele nach 20 Uhr weiter - ebenso wie viele türkische Läden, die sich nicht um die gesetzlichen Zeiten scheren.

Während sich viele Geschäfte Einschränkungen unterworfen sehen, genießen andere qua Gesetz Narrenfreiheit.Rund um die Uhr dürfen Tankstellen und Bahnhofsverkaufsstellen auf Verkaufsflächen in Supermarktgröße Lektüre, Lebens- und Genußmittel oder Schnittblumen verkaufen.Dies haben die Betreiber erkannt, allen voran die Shell AG und die Bahn AG, die ihre Bahnhöfe zu Einkaufszentren aufpeppt.Die Bahn AG will etwa am Zentralbahnhof Lehrter Bahnhof 20 000 Quadratmeter Verkaufs- und Dienstleistungsfläche bauen - das ist mehr als das Ring-Center I in Friedrichshain besitzt.Auch die BVG eröffnete kürzlich eine Einkaufsmeile am U-Bahnhof Osloer Straße, weitere sollen folgen.Die Chance, überall und durchgehend einkaufen zu gehen, bleibt jedoch gering, denn die kühne Senats-Idee, ganz Berlin zur Touristenzone zu erklären und damit den Verkauf bis 22 Uhr zu ermöglichen, ist passé.

Sonntägliches shopping in allen Bezirken

An diesem und am nächsten Sonntag werden in Berlin wieder zahlreiche Geschäfte geöffnet sein.Zur sonntäglichen Einkaufsmeile wird beispielsweise am 18.und 25.Oktober zwischen 12 und 17 Uhr die Friedrichstraße.Dort warten vom Kulturkaufhaus Dussmann bis zum Quartier 205 mit Karstadt-Sport verschiedene Geschäfte auf die Kundschaft.Einzelne Häuser werden dabei allerdings geschlossen bleiben: Zum Beispiel die Galeries Lafayette oder Hennes & Mauritz im Quartier 206 oder der Juwelier Wempe.

Auch an Kudamm und Tauentzien werden viele Geschäfte ihre Türen öffnen.So kann man im Europacenter oder im Kudamm Karree flanieren oder bei Hugendubel, Görtz, Schuhpalast, Lösche, Modehaus Horn oder Eddie Bauer, um nur einige zu nennen, nach Herzenslust shoppen.Große Kaufhäuser wie das KaDeWe, Kaufhaus Wertheim, Peek & Cloppenburg und C & A bleiben allerdings geschlossen.

Daneben laden auch andere Einkaufszentren zum sonntäglichen Einkauf ein.So die Potsdamer Platz Arkaden, das Linden-Center und das Allee-Center in Hohenschönhausen, die Gropiuspassagen, das Forum Köpenick und das Gesundbrunnen-Center in Wedding. rfi

KLAUS WIEKING

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