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Berlin: Fürst Leopold kehrt frisch frisiert an die Wilhelmstraße zurück

Schadow-Gesellschaft stellt am 6. Juni das Denkmal des Alten Dessauers auf

Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, genannt der Alte Dessauer, hielt nicht viel von Konventionen. Gegen den Willen seiner hochadligen Familie heiratete er ein bürgerliches Mädchen, die Apothekertochter Anna Luise Föhse. Sie wurde 1701 von Kaiser Leopold I. in den Stand einer Reichsfürstin erhoben – eine Gunsterweisung, die wohl auch durch Geldgeschenke ihres Gatten gefördert wurde.

Der Herr über das Miniaturfürstentum erwarb indes Ruhm nicht dadurch, dass er sich eine Frau aus dem Volk zur Gattin wählte, sondern als kaiserlicher beziehungsweise als königlich-preußischer Generalfeldmarschall. In dieser Position führte er in der Armee seines Freundes, des preußischen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I., strengen Drill und Gleichschritt ein, übte die Soldaten im Gebrauch des eisernen Ladestocks, tat sich aber auch in der Kunst des Festungsbaus hervor. Zu Hause mühte er sich um die Verbesserung der Landwirtschaft und veranlasste umfangreiche Entwässerungsarbeiten sowie die Anlage von Deichen zum Schutz vor dem Hochwasser der Elbe. Unter seiner Regentschaft wurde Dessau, die Haupt- und Residenzstadt des kleinen Fürstentums in Nachbarschaft Brandenburg-Preußens, als so genannte Planstadt mit sternförmigen Straßenkreuzungen und schnurgeraden Straßen ausgebaut.

Fürst Leopold war schon lange tot, da erreichte den Berliner Bildhauer Johann Gottfried Schadow im Jahr 1798 ein ehrenvoller Auftrag für die Anfertigung eines Marmordenkmals. Mit ihm sollte in der preußischen Hauptstadt ein besonders verdienstvoller und wohl auch populärer Militär geehrt werden. Der Künstler, dem wir unter anderem die Quadriga auf dem Brandenburger Tor verdanken, schaute sich in Dessau um, studierte alte Gemälde und Stiche. „Nach denen in der Geschichte sich vorfindenden Charakterzügen des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau gebe ich seiner Statue eine mit Nachdruck befehlende Stellung“, beschrieb Schadow seinen Entwurf.

In dieser Pose eines Befehlshabers mit Marschallstab, Säbel, Dreispitz und Ordensband kann man den Fürsten demnächst sehen, denn die Schadow-Gesellschaft Berlin lässt das Denkmal auf dem ehemaligen Wilhelmplatz – an der Wilhelm- Ecke Mohrenstraße – aufstellen.

Die Enthüllung ist für den 6. Juni geplant. Bis dahin muss der Restaurator Klaus Schaar in der Kreuzberger Bildgießerei Kraaz noch einige Reparaturen vornehmen. „Der Zustand der aus drei Teilen zusammengesetzten Figur ist alles in allem gut, doch müssen noch einige Risse mit Blei verschlossen werden, damit kein Wasser eindringt. Nach alten Vorlagen wird die verloren gegangene Spitze des Säbels ergänzt, und außerdem wird das Denkmal mit einer Wurzelbürste von anhaftendem Schmutz befreit“, erklärt Schaar. Zum Schluss bekommt das Standbild noch eine Rundumkonservierung aus Wachs zum Schutz vor Witterung und Straßendreck. Für die Schadow-Gesellschaft, die die Restaurierung und Aufstellung der Figur und die Anfertigung des Granitsockels aus Spendengeldern bezahlt, wird noch der Kopf des Generalfeldmarschalls abgeformt.

Der Geschäftsführer des Vereins, Klaus Gehrmann, weist darauf hin, dass nicht das kostbare Original aus Marmor auf den Wilhelmplatz kommt, sondern ein Nachguss aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, den König Friedrich Wilhelm IV. von dem Bildhauer August Kiss anfertigen ließ. Schadows Marmorfigur und weitere Generale des 18. Jahrhunderts stehen in der Kleinen Kuppelhalle des Bodemuseums und können im kommenden Jahr besichtigt werden, sobald der Kuppelbau auf der Museumsinsel nach umfangreicher Sanierung neu eröffnet ist.

Für Klaus Schaar ist der Alte Dessauer nicht die erste Arbeit für die Schadow-Gesellschaft, die sich intensiv um das Erbe des großen klassizistischen Bildhauers müht. Bereits im vergangenen Jahr hat er in ähnlicher Weise die ebenfalls von Schadow stammende Bronzefigur des preußischen Husarengenerals Hans-Joachim von Zieten gereinigt und gewachst.

Die öffentliche Enthüllung des Denkmals findet am Mittwoch, dem 8. Juni, um 13.45 Uhr an der Mohrenstraße Ecke Wilhelmstraße statt. Dazu spielt das Stabsmusikorchester der Bundeswehr. Bei der anschließenden Festveranstaltung in der Landesvertretung des Freistaats Thüringen (Mohrenstraße 64) spricht der Historiker und Vizepräsident des Abgeordnetenhauses, Christoph Stölzl (CDU) über das Denkmal.

Helmut Caspar

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