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Funktechnik versagt: Laternen leuchten rund um die Uhr

Weil die neue Funktechnik nicht funktioniert, können die Straßenlaternen nicht geschaltet werden. Laut Senat sind bis zu 23.000 Lampen betroffen.

Berlin leuchtet heller denn je – bis zu 1500 Straßenlaternen bleiben rund um die Uhr angeschaltet. Im Frühjahr erstrahlte die halbe Friedrichstraße am Tage so wie sonst nur an Weihnachtsabenden. Zurzeit ist das Phänomen etwa in Nikolassee zu beobachten. Täglich können weitere Straßen oder Quartiere dazukommen. Denn bei 23.000 Leuchten könnte diese Fehlfunktion auftreten, bestätigte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

Schuld daran sind defekte Bauteile, mit denen die Leuchten ein- und ausgeschaltet werden. Nicht ohne Einfluss war auch eine Entscheidung des Landes, von der bundesweit bewährten Technik abzurücken, die Leuchten über das Stromnetz zu schalten. Weil eine entsprechende Nachrüstung im Ostteil zu teuer geworden wäre, wurden die Leuchten berlinweit auf Funkempfänger umgerüstet.

Die Klagen über dauerhaft brennende Straßenleuchten kommen überwiegend von Bewohnern und Geschäftsleuten der kunstlichtdurchfluteten Straßen. Befremdet oder verärgert über die Energieverschwendung melden sie die Störung der Firma Stadtlicht. Denn diese ist zurzeit für das Management der Berliner Straßenbeleuchtung zuständig und wurde mit der Umrüstung auf die Funktechnik beauftragt. Die herbeigerufenen Monteure müssen aber meistens unverrichteter Dinge wieder abziehen. Denn die Ursache des Fehlers sind überhitzte und verklebte elektronische Relais in den Leuchten, für die laut Senatsverwaltung nicht schnell genug Ersatz beschafft werden kann. Und weil eine 24-stündige Beleuchtung sicherer ist als völlige Dunkelheit in der Nacht, beschloss die Verwaltung, das Licht überhaupt nicht mehr auszuknipsen.

„Wir drängen die Firma Stadtlicht, das Problem so schnell wie möglich zu lösen“, sagt Petra Rohland von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Es handle sich um einen Fall von Gewährleistung, für die Stadtlicht aufkommen müsse. Und auch der Energiebedarf für die Berliner Dauerbeleuchtung sei für das Land „kein Nachteil“. Der dazu notwendige Strom werde auf Grundlage eines „Brennzeitenkalenders“ bezahlt, und dieser umfasse etwa 4200 Stunden im Jahr. Sind die Leuchten länger in Betrieb, zahle das Land trotzdem nicht mehr. Rein rechnerisch leuchten die zurzeit 1500 Leuchten, die nicht mehr abgeschaltet werden, mehr als doppelt so lang: 8760 Stunden im Jahr. In dieser Zeit verbrauchen sie rund 780.000 Kilowattstunden im Jahr zusätzlich. Für diesen Strombedarf müsste ein Privathaushalt fast 200.000 Euro bezahlen.

Zu dem akuten Fall von Energieverschwendung wollte sich die Firma Stadtlicht nicht äußern. Branchenkenner sagen, das Tauziehen um den lukrativen Vertrag für das Management der Berliner Stadtbeleuchtung könnte die Ursache dafür sein, dass nicht durchgegriffen wird. Der Senat hatte den Auftrag an eine Vattenfall-Tochter vergeben. Doch dagegen hatte Stadtlicht erfolgreich geklagt. Zurzeit beschäftigt der Fall die Vergabekammer. Gegen deren Entscheidung könnte der Unterlegene aber wiederum vor das Kammergericht ziehen. So lange dieser Rechtsstreit anhält, wechselt das Management der 180 000 Berliner Straßenlaternen alle halbe Jahre von Vattenfall zu Stadtlicht und zurück.

Vattenfall-Sprecher Hannes Stefan Hönemann sagte: „Wir kennen das Problem.“ Der Konzern hatte die Berliner Straßenbeleuchtung bis Juni verwaltet. Man habe nicht rasch Abhilfe leisten können, weil der Hersteller zunächst die Gewährleistung infrage gestellt habe. Später habe dieser die Ersatzrelais nicht in ausreichenden Stückzahlen liefern können.

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