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Der Fußballprofessor. Daniel Brühl (links) und seine Mitspieler Justus von Dohnanyi, Henriette Confurius, Burghart Klaußner und Jürgen Tonkel. Foto: Eventpress

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Fußballfilm "Der ganz große Traum": Querpass zum Potsdamer Platz

Daniel Brühl spielt in „Der ganz große Traum“ Konrad Koch – jenen Mann, der den Fußball nach Deutschland brachte. Gestern Abend war Premiere in Berlin.

Wer sagt denn, dass der rote Teppich immer rot sein muss? Leicht lassen sich Situationen vorstellen, in denen die gewohnte Farbe nur die zweitbeste wäre, etwa zur Premiere eines Films über die blauen Jungs von Hertha BSC. Hingegen legt ein Kinoabenteuer über die deutschen Anfänge des Kickens eine Auslegware in Rasengrün nahe.

An Dienstagabend war es so weit: Rot hatte Pause, Grün dürfte ran, am gewohnten Ort, dem auf Premieren abonnierten Cinestar am Potsdamer Platz – Schauplatz der Gala zu „Der ganz große Traum“ über den Fußballpionier Konrad Koch. Der hatte 1874 als Lehrer am Braunschweiger Martino-Katharineum seinen Schülern einen Ball hingeworfen – die Initialzündung für den anfangs nur zögerlichen Triumphzug des aus England importierten Sports in Deutschland. Anfangs gab es erhebliche Widerstände gegen diese vermeintlich undeutschen Leibesübungen.

Solch ein Stoff lockt auch Prominente als Gäste an, die man auf Filmpremieren eher selten zu Gesicht bekommt, Leute wie DFB-Präsident Theo Zwanziger, Ex-Nationaltorwart Jens Lehmann und Oliver Bierhoff, Manager der deutschen Nationalmannschaft. Die richtige Ergänzung für das Team um Regisseur Sebastian Grobler und Hauptdarsteller Daniel Brühl sowie dessen Kollegen Burghart Klaußner (im Film der liberale Schuldirektor), Justus von Dohnanyi (erzreaktionärer Unternehmer), Jürgen Tonkel (Turnlehrer mit Exerzierplatzmethoden) sowie Adrian Moore, Theo Trebs und Till Valentin Winter (Schüler und bald dribbelstarke Mannschaftskameraden).

Die Jungschauspieler des überwiegend in Braunschweig und Wolfenbüttel gedrehten Films waren von Anouschka Bernhard, Ex-Nationalspielerin und derzeit Jugendkoordinatorin bei Hertha BSC, für den Film fit gemacht worden. Brühl selbst, so erzählte er am Nachmittag in kleiner Runde im nahen Hyatt, hatte solche fußballerische Nachhilfe nicht nötig, nicht mal für eine kleine artistische Einlage: „Wer einigermaßen spielt, weiß ja, dass das nicht so wahnsinnig schwer ist.“ Und es sei ohnehin die einzige gewesen, er spiele eben den Trainer. Doch wenngleich er kaum Ballgeschick beweisen musste und in „Der ganz große Traum“ eher einen „Lehrer-Schüler- als einen Fußballfilm“ sieht – an Wissen über diesen Sport mangelt es ihm jedenfalls nicht, und bald schon schweift das Gespräch ab, verlässt den Film, die eigenen Schulerlebnisse, schwenkt ein in die Welt des grünen Rasens, die eigene Fußballbiografie. „Ich war mal mittelprächtig, habe dann aber Tennis und Basketball im Verein gespielt, Fußball dummerweise nicht.Ich dachte, ich wäre nicht gut genug. Aber ich habe immer gebolzt, das war der Sport Nr. 1. den wir gespielt haben im Viertel und auch in der Schule.“ Noch heute hat er zwei Bälle zu Hause.

Geboren in der Nähe von Barcelona, aufgewachsen in Köln – das prägte ihn auch als Fan: Seine Liebe gehört Barça und dem 1. FC., zu Hertha hat er keine engere Beziehung, obwohl er nun schon zehn Jahre in Berlin lebt. Barça dagegen! „Von Barcelona könnten sich viele ein Scheibchen abschneiden, weil die so vieles richtig gemacht haben: diese Philosophie, die Jungs von klein auf großzuziehen, gemeinsam spielen zu lassen – deren Jugendarbeit ist schon phänomenal.“ Und dann immer – so ähnlich sagt das auch Konrad Koch im Film – die „große Ansage von oben: Bescheidenheit, Demut vor der Mannschaft, keine Einzelstars hervorheben, sondern immer als Mannschaft zu agieren, immer dankbar zu sein für den Pass, den dir dein Partner gibt, und nicht das Tor, das du geschossen hast.“ . Und nicht zuletzt: „Nicht das Resultat zählt, sondern auch, wie es erzielt wurde: also attraktives Fußballspielen, immer darum bemüht sein, nicht nur das Resultat zu halten, sondern immer noch ein Tor draufzulegen.“ Wenn das gut gehe, werde Fußball zum Spektakel, mehr noch: „In Barcelona ist das wie ein Ballett.“ Erst kürzlich habe er wieder ein Spiel gegen Bilbao gesehen: „Zum Glück noch 2:1 gewonnen – ich könnte das stundenlang anschauen.“ Und das tut er ja auch. Aber dann falle es ihm doch schwer, dem 1. FC Köln zuzuschauen, „meiner anderen Mannschaft“.

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