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Ausblick. So soll das neue Hertha-Stadion aussehen.

© Hertha BSC/AS+P/HHVision/dpa

Fußballstadion für Hertha BSC: Bezirk will bei Stadionneubau mitreden

In der Stadiondebatte fühlt sich Charlottenburg-Wilmersdorf bisher nicht involviert. Jetzt stellt der Bezirk Ansprüche – und bringt einen anderen Standort ins Gespräch.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Eine führende Rolle beansprucht der Bezirk nicht. Aber mitreden will man schon, sollte Hertha BSC im beschaulichen, grünen Westen Berlins ein Fußballstadion bauen. „Wir wurden bisher nicht einbezogen“, sagte der Bürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf, Reinhard Naumann (SPD) dem Tagesspiegel. Zum geplanten Standort am Rand des Olympiaparks und den damit verbundenen Problemen habe sich das Bezirksamt deshalb noch keine Meinung gebildet.

Es geht um den Lärm- und Denkmalschutz, um den Zubringerverkehr bei Heimspielen in einer ruhigen Wohngegend – und um die Sicherheit. Denn Fußballspiele sind Großveranstaltungen und viele Fans eher wilde Kerle. Wobei diese Themen nicht grundsätzlich neu sind, denn Hertha spielt schon seit 50 Jahren im Olympiastadion. Das neue Stadion soll gleich nebenan, westlich der Rominter Allee gebaut werden. Es werde sogar leiser, verspricht Berlins Erstligist, weil die neue Arena den Schall besser als das alte Stadion dämpfen werde.

Ungewissheit über Sicherheit

Voraussichtlich würden auch ins neue Stadion die meisten Zuschauer mit S- und U-Bahn kommen, die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist ideal. Am Park-Suchverkehr unverbesserlicher Autofahrer wird das nichts ändern und zu den Sicherheitsaspekten kann die Sportverwaltung des Senats nichts sagen. „Projektunterlagen für ein zukünftiges, noch in Planung befindliches Bauvorhaben liegen derzeit nicht vor“, beantwortete Staatssekretär Aleksander Dzembritzki jetzt eine parlamentarische Anfrage. Etwaige Auswirkungen auf die Sicherheit der Anwohner „können nur erahnt und nicht valide begründet werden“.

Oft ist es gerade eine solche Ungewissheit, die Menschen unruhig macht. So kamen in die letzte Bürgersprechstunde des Bezirksbürgermeisters zwei Bewohner des beschaulichen Brixplatzes, der zwischen Reichsstraße und und Westendallee liegt, 300 Meter Luftlinie entfernt vom geplanten Standort fürs neue Stadion. „Für mich ist klar, dass die betroffenen Anwohner an den bevorstehenden Diskussionen beteiligt werden“, sagte Naumann. Das habe ihm auch der Innen- und Sportsenator Andreas Geisel (SPD) zugesagt, der bei den Verhandlungen mit Hertha BSC gemeinsam mit dem Abgeordnetenhaus federführend ist.

Der Teufel steckt im Detail

Wie der Zufall so spielt, war Geisel am Dienstag in Charlottenburg-Wilmersdorf zu einem sechsstündigen Bezirksbesuch und man sprach natürlich auch über das Olympiastadion. Ausgerechnet an diesem Tag hatte der Senator in einem RBB-Interview den Verzicht des Senats auf einen fußballgerechten Umbau des „Oly“ bekanntgegeben. Damit rückt der Neubau einer Hertha-Arena für 55 000 Zuschauer etwas näher – und damit auch die Probleme, die gelöst werden müssen.

Bürgermeister Naumann lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er Hertha BSC „für einen exzellenten Botschafter Berlins“ hält. Die öffentliche Hand müsse sich sehr gut überlegen, wie sie mit dem Verein umgehe. Aber: „Der Teufel steckt im Detail“. Zu den ungelösten Detailfragen gehört übrigens auch der Denkmalschutz. Das neue Stadion würde zu einem Drittel innerhalb des Olympiaparks liegen, der ein eingetragenes Gartendenkmal ist. Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf ist die örtlich zuständige Untere Denkmalschutzbehörde.

Doch zu keinem der genannten Themen will sich Naumann jetzt schon festlegen. Der Bezirk erwarte, ab sofort am weiteren Diskussionsprozess über den Stadionneubau angemessen beteiligt zu werden. Das habe ihm nicht nur der Sportsenator, sondern auch die Vorsitzende des Sportausschusses im Landesparlament, Karin Halsch (SPD) versprochen. Auch mit der Vereinsführung von Hertha BSC gebe es noch keine offiziellen Kontakte in Sachen Fußball-Arena, sagte Naumann. Wobei man bisher immer ein gutes Verhältnis zueinander gepflegt habe, so Naumann, schließlich ist Charlottenburg-Wilmersdorf der Heimatbezirk des Klubs.

Standort noch mal überdenken

Nach den Sommerferien erwartet das Bezirksamt also, dass die notwendigen Informationen und Projektunterlagen von allen Seiten zugeliefert werden. Und der Bezirk geht davon aus, zur nächsten Anhörung im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses eingeladen zu werden. Über die einkassierten Umbaupläne für das Olympiastadion will auch Naumann nicht mehr diskutieren. „Wenn Sie mich persönlich fragen, war ich immer skeptisch gegenüber Plänen, die das alte Stadion vermutlich verschandelt hätten.“

Trotz der wohlwollenden Haltung gegenüber Hertha regte der Bezirksbürgermeister an, den Standort am Olympiapark notfalls zu überdenken. Auch die Sportausschuss-Chefin Halsch könnte sich vorstellen, „dass wir uns noch um ein anderes Grundstück bemühen“. Parteifreund Naumann hat das Tempelhofer Feld im Auge, dessen Bebauung ab der nächsten Legislaturperiode gesetzlich wieder ermöglicht werden könnte. „Da halten S- und U-Bahn und es ist viel Platz.“

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