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Berlin: Gammelfleisch: Kontrolleure finden weitere 73 Tonnen

In Berlin wurden im September neben dem am Freitag bekannt gewordenen Fall weitere Mengen belasteten Putenfleischs sichergestellt. Am 15.

In Berlin wurden im September neben dem am Freitag bekannt gewordenen Fall weitere Mengen belasteten Putenfleischs sichergestellt. Am 15. und 21. September wurden in einem Kühlhaus in Mitte 73 Tonnen Fleisch von der bezirklichen Lebensmittelaufsicht beschlagnahmt, die bereits von den Lebensmittelkontrolleuren im nordrhein-westfälischen Duisburg beanstandet wurden. In diesem Fall ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Bielefeld gegen eine Vertriebsfirma in Münster; das Verfahren steht aber vor der Einstellung.

Wie es in Duisburg hieß, hatten die Mitarbeiter des dortigen Instituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz gestattet, dass das Fleisch nach Berlin gebracht wurde, da es sich um eine Retourladung handelte. Die Kontrolleure beanstandeten Gefrierbrand und Verschmutzung. Vermutlich hatte ein Kunde die Ladung wegen dieser Mängel nicht angenommen. Man habe die Kollegen im Bezirksamt Mitte per Fax über die zu erwartende Ladung benachrichtigt.

In Berlin wurden laut Angaben der Bielefelder Staatsanwaltschaft 27 Proben genommen: Zwei waren leicht mit Keimen belastet, davon eine mit Salmonellen. Aufgrund dieser Ergebnisse will die Staatsanwaltschaft das Verfahren wegen Geringfügigkeit einstellen und den Fall an das Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamt in Mitte zurückgeben, damit dieses ein Ordnungswidrigkeitenverfahren einleiten kann. Der Leiter dieser Behörde, Hans-Joachim Bathe-Peters, konnte den Fall auf Anfrage nicht bestätigen, wollte ihn aber auch ausdrücklich nicht dementieren.

Die Leitung der Senatsgesundheitsverwaltung wusste nach Angaben von Sprecherin Roswitha Steinbrenner über den Vorgang Bescheid und war von den entsprechenden Behörden informiert worden. Es habe aber keinen Grund gegeben, die Öffentlichkeit zu informieren, da kein Fleisch aus dieser Lieferung in den Handel gelangt ist, sagte Steinbrenner.

Ende vergangener Woche war bekannt geworden, dass ebenfalls am 21. September 95 Tonnen verdorbenes, mit Salmonellen belastetes Putenfleisch beschlagnahmt worden war, ohne dass damals zuständige Gesundheitssenatorin und heutige Integrationssenatorin Heidi Knake- Werner, oder ihre Nachfolgerin Katrin Lompscher (beide Linkspartei/PDS) davon wussten. Zudem waren weitere 42,6 Tonnen Putenfleisch aus dieser Lieferung in den Handel gekommen.

Opposition und Regierung stritten am Mittwoch über die Bewertung der Funde. Während SPD und PDS sich vor Heidi Knake-Werner stellten und den Skandal darin sehen, dass die Senatorin von den Kontrolleuren zu spät informiert wurde, vermutet die Opposition Versäumnisse der Behördenspitze. Die öffentliche Anhörung, zu der SPD und PDS für heute um 10 Uhr geladen haben, ist für die Opposition eine „Alibiveranstaltung“, sagt der Grünen-Gesundheitspolitiker Michael Schäfer. Er habe bei Gesundheitssenatorin Lompscher einen Bericht angefordert, was ihm verwehrt wurde. Deswegen wolle er die „Showveranstaltung“ der Regierung boykottieren. Die Gesundheitspolitiker der SPD und der PDS, Stefanie Winde und Wolfgang Albers, kündigten ebenfalls kritische Fragen an, wiesen aber auch darauf hin, dass die Debatte über das gefundene Gammelfleisch ein Beleg dafür sei, dass das bisherige Kontrollsystem im Prinzip gut funktioniere.

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