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Berlin: Ganove als ehrliche Haut

Bankräuber gestand kurz vor Haftende weitere Taten Dafür erhielt er nun einen Strafzuschlag

Die Freiheit war schon nahe. Der verurteilte Räuber aber lehnte ab. „Da ist noch was offen“, erklärte Christian M. nach über vierjähriger Haft – und gestand weitere Taten. Er ist zwar ein Ganove, aber offenbar doch auch eine ehrliche Haut. Durch einen Fernsehbericht hatte er erfahren, dass ein anderer für Taten verfolgt wurde, die er begangen hatte. Das fand er unerträglich. Er nahm allen Mut zusammen, meldete sich bei den Ermittlern und brachte sich mit einer Lebensbeichte erneut vor Gericht.

Tankstellen und Banken hatte er überfallen. Es ging gestern um acht Fälle aus dem Jahr 2003 mit einer Beute von insgesamt rund 55 000 Euro. „Ich hatte keine Arbeit, aber Schulden, habe damals viel gefeiert, viel Geld ausgegeben, gespielt“, erklärte der 33-jährige M. den Richtern. Nach einem Zechgelage war er zum ersten Überfall aufgebrochen. Am nächsten Morgen habe er das Geld in seiner Tasche gefühlt. Kurz darauf zog er wieder mit einer Schreckschusswaffe im Hosenbund los. „Es war auch zu einfach“, murmelte der Bankräuber.

Es waren auch nicht Ermittler, die ihn im August 2003 schnappten. M. hatte sich gestellt. Weil er sich an seiner Ehre gepackt fühlte. „Ihr habt den Falschen, ich bin das“, offenbarte er und gestand schließlich zwei Taten. Dass er noch mehr auf dem Kerbholz hatte, verschwieg er damals. Im Oktober 2003 stand er vor Gericht. Insgesamt sechs Jahre und zehn Monate wurden verhängt. „Man hätte mich im April 2007 aus dem Gefängnis entlassen“, sagte M. nun.

Er hätte sich im Prozess ein wenig wie ein Held fühlen können. Ohne seine „besondere Aufklärungshilfe“ wären die jetzt verhandelten Überfälle wohl nie aufgeklärt worden, sagte die Richterin. Doch der zurückhaltend wirkende Mann von eher schmächtiger Statur schien sich schon darauf eingerichtet zu haben, dass er sein Leben zunächst weiter hinter Gittern verbringen wird. Er werde eine Lehre zum Medien-Designer beginnen, sagte sein Verteidiger. Die Zeit dafür wird ihm bleiben: Unter Einbeziehung der früheren Strafen wurde er zu insgesamt zehn Jahren Haft verurteilt. K. G.

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