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Berlin: Ganz große Reklame

Das Park-Inn-Hotel am Alex verschwindet seit gestern hinter einer riesigen Folie – eine von vielen Werbefassaden in Mitte

Seit gestern ist Muhammad Ali allgegenwärtig am Alexanderplatz. 80 Meter hoch wirbt der einstige Boxweltmeister aller Klassen vier Wochen lang an der Fassade des Park-Inn-Hotels für den Sportartikelhersteller Adidas. Sport-Staatssekretär Thomas Härtel fühlte sich „geehrt“ von der „Anerkennung“, die Berlin durch das weltweit größte Plakat dieser Art zuteil wird. Erlaubt wurde das 4000 Quadratmeter große Riesenposter nur aufgrund einer „politischen Entscheidung“ des Bezirksamtes, sagte Mittes Stadtentwicklungs-Dezernentin Dorothee Dubrau (Grüne). Nach der Bauordnung sei es „nicht genehmigungsfähig“. Dem Vernehmen nach hatte die Senatskanzlei Druck gemacht. „Für uns war es wichtig, schließlich handelt es sich um einen Hauptsponsor der Fußballweltmeisterschaft“, erklärte Senatssprecher Michael Donnermeyer.

Wie unterschiedlich Senat und Bezirk das Riesenposter bewerten, macht auch ihre Haltung zu den Kosten der Bewilligung deutlich. Der Bezirk verlangt 80 000 Euro entsprechend der Größe des Plakats, Donnermeyer hat Adidas allerdings empfohlen, erst einmal zu prüfen, ob der Bescheid anfechtbar ist. Offenbar hält man im Senat den Betrag für zu hoch. Ob die Summe unangemessen ist, soll nun auch die Senatsbauverwaltung prüfen.

Adidas-Geschäftsführer Michael Rupp stellte weitere Aktionen am Alex in Aussicht: Die Hotelfassade biete „einzigartige Möglichkeiten, spektakuläre Dinge zu tun“. Das Unternehmen spendet bis zur Fußball-WM jährlich 2006 Bälle für Berliner Schulen. Gegen das aus 900 transparenten Fensterfolien zusammengesetzte Poster wirkt die einst umstrittene Großwerbung eines Fernsehsenders an der Marienkirche eher lächerlich. Weil Reklame zumindest an Baugerüsten nicht mehr genehmigungspflichtig ist, zieren die von vielen Bezirken abgelehnten Mammutplakate längst die gesamte Innenstadt.

„Die riesigen Blow-ups haben sich eingebürgert“, ist Michael Donnermeyer überzeugt. Wenn es nach dem Senat geht, soll der Adidas-Werbespruch „Impossible is nothing“ (Nichts ist unmöglich) bald für jede Form der Reklame gelten. Aber noch haben die Bezirke ein Mitspracherecht. So hat in Charlottenburg-Wilmersdorf Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) gerade einen Großplakat-Antrag abgelehnt. Um welchen Standort es sich handelt, will Gröhler nicht sagen. Würde die Werbung generell freigegeben, befürchtet er eine Überflutung durch Werbebotschaften.

Rainer W. During

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