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Ganztagsschulen: Angespannte Lage

Die Berliner Ganztagsgrundschulen fordern 600 weitere Erzieher. Die Lage der Betreuung geht in eine desaströse Richtung, die Förderung der Kinder wird zunehmend schwierig. Ein Brief der Schulbehörde verunsichert zusätzlich.

Der Verband der Ganztagsgrundschulen fordert 600 zusätzliche Erzieher oder Erzieherinnen, um die Förderung der Kinder zu verbessern. „Wir sind an einem Scheideweg. Es geht darum, wie wir künftig eine vernünftige Betreuung organisieren“, sagte gestern der Verbandsvorsitzende Mario Dobe. Unter den jetzigen Bedingungen sei das Ziel jedenfalls nicht erreichbar.

Berlins 64 Ganztagsgrundschulen wollen sich nicht damit abfinden, dass sich der Senat von der Vorstellung verabschiedet hat, jeder Klasse einen festen Erzieher zuzuordnen. Dies würde dazu führen, dass die Erzieher zwischen verschiedenen Klassen hin- und herspringen müssten. Von dem einst in Aussicht gestellten „Zwei-Pädagogen-Modell“ mit Lehrer und Erzieher sei nichts mehr übrig geblieben.

Besonders angespannt ist die Lage in den Schulen mit Kindern überwiegend deutscher Herkunft. Da diese Schulen keine Personalzuschläge für die Sprachförderung erhalten, ist es für sie noch schwieriger, die Kinder den ganzen Tag über sinnvoll zu beschäftigen oder gar zu fördern. Wie berichtet, haben einige dieser Schulen bereits angedroht, den Ganztagsbetrieb aufzugeben.

Kaum Personalreserve

Zwar betont die Bildungsverwaltung, dass die Erzieherstellen reichen, um wenigstens zehn Unterrichtsstunden pro Woche und Klasse einen Erzieher dabei zu haben. Aber auch das sei nicht möglich, hält Inge Hirschmann vom Ganztagsschulverband dagegen. Sie begründet das damit, dass es kaum eine Personalreserve für kranke Erzieher gebe. Dabei gebe es Schulen, in denen zeitgleich bis zu zwölf Erzieher erkrankt seien. Es sei geradezu absurd, dass nicht einmal die Langzeitkranken vom Senat ersetzt würden, meinte dazu gestern Klaus Schröder von der GEW.

Weiter verunsichert hat die Schulen jetzt ein neues Schreiben der Bildungsverwaltung. Abteilungsleiter Ludger Pieper weist darin den Gesamtpersonalrat darauf hin, dass laut Schulgesetz den Ganztagsgrundschulen überhaupt keine Personalzuschläge für die Kinder nichtdeutscher Herkunft zustünden. Lediglich für das laufende Schuljahr und die bereits eingeschulten Kinder gebe es einen Bestandsschutz.

Der Brief hat die Schulen umso mehr alarmiert, als Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) ein ähnliches Schreiben Piepers bereits vor zwei Monaten zurückgenommen hatte. Dennoch hat Pieper seine Auffassung jetzt erneut vertreten.

Zöllner war denn auch gestern bemüht, die Scherben wieder einzusammeln. Es gebe wegen des Schulgesetzes zwar „Änderungsbedarf“. Die künftige Regelung ab dem Schuljahr 2008/2009 werde aber „keine Verschlechterung der Erzieherausstattung an den gebundenen Ganztagsgrundschulen vorsehen, sondern so weit wie möglich Verbesserungen“, betonte er.

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