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Berlin: Gartenarbeitsschulen: Frösche im Teich und Kirschen am Baum

Eben noch haben die Vierjährigen munter drauf los geplappert. Doch plötzlich sind sie ganz still.

Eben noch haben die Vierjährigen munter drauf los geplappert. Doch plötzlich sind sie ganz still. Vorsichtig, ein wenig gebückt, schleichen die Mädchen und Jungen an den Teich heran. Aber nur, weil ihnen Heidi Wöllner von der Gartenarbeitsschule versprochen hat, dass sich dann auch die Frösche zeigen. Deshalb sind die Kleinen aus der "Kita Stillerzeile" schließlich hier. Und während es die meisten mit dem Leisesein ganz genau nehmen, hat Saskia schon die erste Amphibie entdeckt. "Da springt ein Frosch", freut sich das blonde Mädchen, und mit der Stille ist es vorbei. Aber so schnell wie er erschien, taucht er wieder unter. "Schade", murmeln die Kinder. Doch im nächsten Augenblick sind sie mit ihren Keschern beschäftigt und versuchen, Kaulquappen und anderes Getier zwecks Beobachtung zu fangen.

Der Teich als Attraktion

"Dieser Teich ist unsere Attraktion", sagt die Umweltberaterin Wöllner. Für das Leben der Wassertiere und der Algen interessierten sich eigentlich alle Besucher. Das waren in den vergangenen vier Jahren immerhin rund 10 000. Vor allem Grundschulklassen und Kita-Gruppen aus Köpenick und Treptow nutzen die vielseitigen Angebote der Gartenarbeitsschule an der Friedrichshagener Straße 7. Das 10 000 Quadratmeter große Areal liegt idyllisch zwischen Bellevuepark und altem Spreearm. Im vorderen Bereich haben sich mehrere Schulen ihre Beete reserviert und betreiben dort ihren eigenen Anbau. "Das geschieht natürlich unter unserer fachkundigen Anleitung", sagt die Mitarbeiterin. So wachsen Kartoffeln neben Sonnenblumen, und verschiedene Gartenkräuter haben Tomatenpflanzen oder Obstbäume als Nachbarn. Mehrere bunte Vogelscheuchen bewachen die reiche Beerenernte. Und wenn man ganz vorsichtig ist, kann man sogar Wildbienen beobachten, die in einem Ahornstamm brummen. Seit kurzem gibt es auch einen runden, dickbäuchigen Lehmofen, der in vier wöchiger, harter Arbeit entstand. Dort werden künftig Brot und Pizza gebacken. "Das machen wir für und mit den Kindern", sagt Heidi Wöllner. Auf diese Weise sollen sie spielerisch mit der Natur und was man aus ihr "gewinnen" kann, vertraut gemacht werden. Damit es den vielen "Stammkunden" nicht zu langweilig wird, lassen sich die Mitarbeiter ständig neue Projekte einfallen. Neben dem Kartoffelanbau kann beispielsweise gelernt werden, was sich alles aus Kräutern zubereiten lässt. Außerdem mixen die Kinder selber Essig und kreieren leckere und gesunde Speisen.

Nach dem Jäten wird gegrillt

Manchmal muss natürlich auch Unkraut gezupft werden. Doch wenn sie dann ihre gezüchteten Kartoffeln in Folie grillen können und dazu einen Quark aus eigenem Kräuteranbau fertigen, ist für viele der schönste Augenblick und die Strapazen sind vergessen. Der Besuch in der Friedrichshagener Straße 7 ist kostenlos. Nur für Materialien, die die Kinder verarbeiten und mit nach Hause nehmen, wird ein kleiner Beitrag erhoben.

Während es die Köpenicker Gartenarbeitsschule erst seit Anfang der 90er Jahre gibt, können solche Bildungsstätten in anderen Bezirken auf eine lange Tradition zurückblicken. "Einige existieren schon seit über 75 Jahren", berichtet Helmut Krüger-Danielson, Leiter der Weddinger Gartenarbeitsschule. Sie sind ein Resultat der Reformpädagogik. Das Ziel bestehe darin, Kindern Dinge nicht nur "über den Kopf begreiflich zu machen, sondern durch praktische Arbeit", sagt der Lehrer. Und das gelingt wohl in allen Gartenarbeitsschulen.

Steffi Bey

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