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Berlin: Gasometer wird zur Litfaßsäule – wenn der Bezirk es zulässt Montag soll Plakat enthüllt werden, obwohl die Genehmigung fehlt

Der Gasometer am S-Bahnhof Schöneberg soll zur größten Litfaßsäule Berlins werden. Am Montagvormittag will die Firma Megaposter auf dem Stahlgerüst ein 1800 Quadratmeter großes Werbeplakat enthüllen.

Der Gasometer am S-Bahnhof Schöneberg soll zur größten Litfaßsäule Berlins werden. Am Montagvormittag will die Firma Megaposter auf dem Stahlgerüst ein 1800 Quadratmeter großes Werbeplakat enthüllen. Aber möglicherweise muss sie es gleich wieder einpacken, weil das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg das Projekt bisher nicht genehmigt hat.

Sechs Bergsteiger hätten schon mit den Vorbereitungen in 80 Meter Höhe begonnen, heißt es bei der PR-Agentur Tocado, die bereits jubiliert, dass „der Top-Standort mit einer Tageskontaktzahl von 770 000 alle bisherigen Standorte übertrifft“. Zu denen zählt unter anderem das eingepackte Brandenburger Tor. Aber bei dem denkmalgeschützten Gasometer haben die Werbeleute ihre Rechnung offenbar ohne den Bezirk gemacht. „Das ist überhaupt noch nicht genehmigt“, sagte Stadtentwicklungsstadträtin Elisabeth Ziemer (Bündnisgrüne) gestern. Zwar sei ein Vorab-Antrag von Megaposter eingegangen, aber der Bezirk stimme dem Projekt nur zu, wenn die Gasag als Eigentümer den Erlös für die Restaurierung des 93 Jahre alten Gasometers verwende. „Dieser Antrag auf Restaurierung fehlt uns bisher. Wenn der Eigentümer ihn nicht stellt, haben wir ja keine Gewähr für die Sanierung.“ Man wolle an dem Denkmal nicht einfach eine zusätzliche Werbefläche schaffen, „und die Gasag sagt dann Danke schön.“

Bisher sagt die Gasag, dass die Werbung für zwei Jahre beantragt sei und die Genehmigung erwartet werde. Mit dem Plakat solle ein Teil der vom TÜV auf vier Millionen Euro geschätzten Instandhaltungskosten für den vor sieben Jahren stillgelegten Koloss hereingeholt werden. Sollten die Werbefirmen aber schon jetzt zur Tat schreiten, „dann machen sie das auf ihre eigene Kappe“, sagte Gasag-Sprecher Klaus Haschker, der erst gestern vom Start der Aktion am Montag erfuhr.

Die Denkmalbehörden haben gegen die Werbung – zunächst soll einen Monat lang ein überdimensionaler Computer aufgehängt werden – prinzipiell nichts einzuwenden. Aber ohne Genehmigung „werden wir das sofort wieder abhängen lassen“, sagte Stadträtin Ziemer.Stefan Jacobs

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