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Berlin: Gasrohr-Stopfen wurde vor Explosion entfernt

BERLIN .Bei den Untersuchungen zur Ursache des Unglücks an der Steglitzer Lepsiusstraße mehren sich die Indizien, daß an der Gasleitung des Hauses hantiert worden ist.

BERLIN .Bei den Untersuchungen zur Ursache des Unglücks an der Steglitzer Lepsiusstraße mehren sich die Indizien, daß an der Gasleitung des Hauses hantiert worden ist.Wie erst jetzt bekannt wurde, bargen die Helfer bereits bei den Rettungsarbeiten aus den Trümmern ein Gasrohr, an dem der Verschlußstopfen fehlte.Das Gewinde des etwas mehr als daumendicken Rohres schien nach ersten Augenschein intakt zu sein, was den Verdacht nahelegt, daß der Verschluß vor der Explosion abgeschraubt worden war.

Der TÜV testet derzeit in einer Versuchsreihe, ob der Stopfen auch während der Gasexplosion und dem folgenden Einsturz des Hauses abhanden gekommen sein kann.Die Polizei äußerte sich auch gestern nicht zum Stand der Untersuchungen.

Intern wurde allerdings bekannt, daß ein ein Defekt der Gasleitung als Unglücksursache so gut wie ausgeschlossen wird.Derzeit werden die Mieter der Lepsiusstraße 57 erneut nach verdächtigen Wahrnehmungen am Unglücksmorgen befragt.Eine Zeitung, berief sich gestern sogar auf ein angebliches Gutachten der Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM).Danach soll durch eine poröse Hanfdichtung über 72 Stunden Gas im Keller des Hauses ausgeströmt sein.Die Spekulation hat zwei Haken: Zum einen verließen mehrere Bewohner der Lepsiusstraße 57 kurz vor der Explosion das Haus, ohne Gas zu riechen.Außerdem hat die BAM "keinen Gutachterauftrag zur Lepsiusstraße von der Kriminalpolizei erhalten", sagte gestern ein BAM-Sprecher.Die Kriminalpolizei geht derzeit intern davon aus, daß einer der Hausbewohner an der Gasleitung manipuliert hat, da Fremde in dem Haus nicht gesehen worden waren.Dabei konzentrieren sich die Ermittler auf den 13jährigen Sven T.Der Junge kam bei dem Unglück zusammen mit sechs anderen Bewohnern ums Leben.

Das Unglück ereignete sich um 6 Uhr am Morgen des 4.August.Die Nacht hatte der Junge allein in der Erdgeschoßwohnung verbracht.Als ihn die Retter fanden, war er vollständig bekleidet und trug Straßenschuhe.Seine Leiche wurde auch nicht im Kinderzimmer gefunden, wo der 13jährige immer vermutet worden war, sondern außerhalb.Lediglich sein Hund wurde Stunden nach der Explosion aus dem Kinderzimmer gerettet.Nahezu unversehrt hatte das Tier das Unglück überstanden.Sven T.gilt in Polizeikreisen als "Früchtchen".Er war bereits mehrfach wegen verschiedener Delikte der Polizei aufgefallen.Die Verfehlungen des Kindes waren in einer mehrseitigen Akte festgehalten worden.Ein Spielkamerad gestand noch während der Rettungsarbeiten vor laufenden Fernsehkameras, daß Sven "abenteuerlustig" gewesen sei.Gemeinsam habe man Autoreifen zerstochen und auch schon mal gezündelt.Dabei wurde auch ein Getränkekiosk im Steglitzer Treitschkepark beschädigt.

Die Polizei ist sich sicher, die Ursache der Gasexplosion klären zu können.Weniger optimistisch sind die Fahnder bei der Frage, ob sie auch herausfinden werden, welches Motiv den möglichen Täter getrieben haben mag, an der Gasversorgungsleitung des Hauses zu manipulieren.

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