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Berlin: Gasspeicher-Explosion in Spandau: Ermittlungen eingestellt

Verantwortliche mussten Geldstrafe zahlen. Bei dem Unglück im April 2004 waren vier Menschen schwer verletzt worden

Die Explosion, die am Morgen des 23. April 2004 Spandau und Charlottenburg erschütterte, kam aus der Tiefe. Und sie war so laut, als wäre ein Flugzeug abgestürzt. So beschrieben es Anwohner. Drei Gasag-Mitarbeiter und ein Passant waren bei der Detonation im Erdgasspeicher im Brandensteinweg in Spandau vor zweieinhalb Jahren schwer verletzt worden. Nun hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt. Die beschuldigten Verantwortlichen mussten eine Geldstrafe von 2500 bis 3000 Euro bezahlen.

Eine Schuld der Verantwortlichen sei aus strafrechtlicher Sicht als „nicht so schwerwiegend einzustufen“, teilte ein Justizsprecher gestern mit. Ihnen sei zwar vorzuwerfen, dass sie die Gefahr einer Explosion falsch eingeschätzt hätten, gleichzeitig hätten sie sich aber „ernsthaft bemüht, das Gefahrenpotenzial zutreffend zu bewerten“, hieß es.

30 Meter hoch war die Stichflamme, die durch die Explosion in den Himmel geschossen war. Zu der Detonation war es gekommen, als eine Fremdfirma im Auftrag der Gasag eine Messsonde in dem Gasspeicher warten wollte. Dabei war ein Filter erstmals mit einer neuartigen Reinigungsmethode behandelt worden, hieß es im Bericht der Staatsanwaltschaft. Das Gasgemisch, das dabei entstanden war, sei dann explodiert. Ein Tanklastzug wurde durch die Detonation völlig zerstört. Zwei der drei Gasag-Mitarbeiter erlitten so schwere Verbrennungen, dass sie in Lebensgefahr schwebten. Bis zum späten Abend hatte es gedauert, bis mehr als 200 Feuerwehrleute mit Hilfe von Arbeitern des Technischen Hilfswerks und der Gasag das Leck abdichten konnten. So lange bestand wegen des weiterhin ausströmenden Gases ständige Explosionsgefahr.

Das Lager fasste rund 700 Millionen Kubikmeter Gas – genug, um ganz Berlin ein Jahr lang zu versorgen. Am Unglücksort waren 300 Polizisten im Einsatz, um das Gebiet weiträumig abzusperren. Zudem durfte es nicht mehr von Flugzeugen überflogen werden. Retter evakuierten etwa 70 Häuser in der Umgebung. Fünf Anwohner kamen mit Verdacht auf Rauchgasvergiftungen in ein Krankenhaus. Der damalige Feuerwehrchef Albrecht Broemme sagte am Unglücksort, dass dies einer der schwierigsten Einsätze seines Lebens gewesen sei.

Zunächst hatte die Staatsanwaltschaft gegen Unbekannt ermittelt. Später galten der damalige Betriebsleiter und der Produktionsingenieur des Gasspeichers sowie ein Abteilungsleiter der Fremdfirma als mutmaßlich Verantwortliche. Bereits eine Woche vor dem Unglück war es bei einem Test der neuartigen Reinigungsmethode zu einer „Verpuffung“ gekommen, bei der aber niemand verletzt wurde. Laut Staatsanwaltschaft hätte deshalb die neue Behandlungsmethode am 23. April gar nicht zum Einsatz kommen dürfen.

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