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Eine Mutter stillt ihr Baby. In manchen Cafés ist das nicht erwünscht.

© Patrick Pleul/dpa

Gastronomie in Berlin: Dürfen Mütter im Café ihr Kind stillen und wickeln?

Babys stillen in gut besuchten Cafés? Und vielleicht auch noch wickeln? Vor anderen Gästen? Das kann Unmut hervorrufen. Elisabeth Binder hat sich darüber Gedanken gemacht.

Wir haben ein kleines Café. In letzter Zeit hatten wir immer wieder Ärger mit Müttern, die ihre Kinderwagen direkt am Tisch haben müssen. Manchmal verteilen sie auch ihre Sachen über drei Tische, geben den Kindern Pfeffer und Salz zum Spielen, stillen oder wickeln ihre Kinder, wenn am Nebentisch gegessen wird. Als wir darum baten, im kleinen Gastraum nebenan zu stillen, zu wickeln und dort auch die Wagen abzustellen, wurden wir als „Kinderhasser“ oder „Rassisten“ beschimpft.

Eigentlich gibt es eine ganz einfache Form des Protests, wenn einem ein Lokal nicht gefällt. Man geht einfach nicht mehr hin. Jeder Cafébesitzer hat schließlich das Recht, die Regeln für sein Lokal selber zu bestimmen. Davon hängt dann das Publikum ab, das er bekommt. Senioren schätzen oft andere Angebote als Studenten.

Leider gibt es außer fiesen Cafébesitzern auch Mütter, die nicht einsehen, warum ausgerechnet sie Rücksicht nehmen sollen. In einer Gesellschaft mit vergleichsweise wenig Kindern mag das verständlich wirken, aber richtig ist es trotzdem nicht. In diesem Fall haben Sie ja eigentlich auch alles richtig gemacht, indem Sie einen alternativen Ort zum Stillen und Wickeln angeboten haben.

Jedes Elternteil müsste Verständnis haben

Besonders, was das Wickeln angeht, müsste eigentlich jedes Elternteil Verständnis dafür haben, dass die speisenden Fremden am Nachbartisch den Anblick auch mal unappetitlich finden können.

Da scheint sich einiges hochgeschaukelt zu haben in Ihrem Café. Beschimpfungen müssen Sie sich deshalb nicht bieten lassen. Wenn das anhält, sollten Sie von sich aus darauf aufmerksam machen, dass es in einer Stadt wie Berlin jede Menge Cafés gibt und bestimmt auch solche, in denen sich die Frauen wohler fühlen. Sie müssen gewiss nicht als Ventil für schlechte Laune herhalten. Sicher verdienen Mütter alle Rücksichtnahme der Welt. Dies bedeutet aber nicht, dass diese selber keine Rücksicht nehmen müssen.

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