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Berlin: Gazeteler Rückblick: Das große türkische Zeitungssterben

Jeden Montag im Tagesspiegel: Ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.Durch die schwere Wirtschaftskrise in der Türkei sind mehrere Tausend Journalisten arbeitslos geworden.

Jeden Montag im Tagesspiegel: Ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.

Durch die schwere Wirtschaftskrise in der Türkei sind mehrere Tausend Journalisten arbeitslos geworden. Ähnlich sieht es auch bei türkischen Medien in Europa aus. Nachdem Anfang des Jahres die Europa-Ausgabe der Tageszeitung Sabah (Der Morgen) aus den Kiosken in Berlin verschwand, fehlt jetzt auch "Boulevard Star" (Der Star).

Noch Mitte des Jahres gab es in Berlin 15 türkische Zeitungen. Der Star war im vergangenen April fast zeitgleich mit der Tageszeitung Türkstar auf den Markt gekommen. Die beiden Zeitungen brachten ihre Geschichten in Form eines Fotoromans. Bei Türkstar hatten die Figuren sogar Gedankenblasen. Während Türkstar schnell wieder verschwand, überlebte die Europa-Ausgabe von Star noch einige Monate: "Als ich aus dem Urlaub zurückkam, erfuhr ich, dass der Star nicht mehr existiert", erzählt eine Redakteurin. Dabei hat sie noch Glück. Sie war nach deutschem Recht angestellt und wird Arbeitslosengeld bekommen. In der Türkei gibt es da nicht. Für die Zentralen in der Türkei sind die Europa-Ausgaben anscheinend Verlustbringer. Warum sonst sollten sie die Produktion von auflagenstarken Zeitungen einstellen. Die Sabah hatte zuletzt 70 000 Exemplare verkauft.

Derzeit liegen in den Kiosken in Berlin drei große türkische Tageszeitungen aus: Die Hürriyet (Die Freiheit), die Milliyet (Die Nation) und die Türkiye (Die Türkei). Diese Zeitungen, hinter denen die zwei Medienmogule der Türkei stehen, sind auch die ältesten in Europa. Daneben gibt es noch die Intelektuellen-Zeitung Cumhuriyet (Die Republik), die in Europa nur jeden Donnerstag erscheint. Die Leitartikelschreiber dieses Blattes stehen alle auf den Todeslisten der Islamisten. Auch die PKK-nahe Tageszeitung Özgür Politika ist nicht so auflagenstark (in Berlin werden 10 000 Exemplare verkauft).

Seit Wochen kursieren in der Branche Gerüchte darüber, dass auch die Europa-Ausgabe der Türkiye eingestellt wird. Die Chefredaktion in Mörfelden-Walldorf dementiert dies allerdings. Die Berlin-Seiten, die der Zeitung einmal im Monat beigelegt wurden, erscheinen seit kurzem nicht mehr. Dennoch hat diese Zeitung, wie fast alle anderen auch, eine Berlin-Redaktion.

Suzan Gülfirat

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