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Berlin: Gazeteler Rückblick: Erwünscht: Frauen, die immer lächeln

Am Dienstag widmete die Tageszeitung Türkiye eine halbe Seite ihrer monatlichen Berlin-Beilage den Beziehungsproblemen von Türken. "Scheidungen über Scheidungen", lautete die Überschrift zu einer Umfrageaktion.

Am Dienstag widmete die Tageszeitung Türkiye eine halbe Seite ihrer monatlichen Berlin-Beilage den Beziehungsproblemen von Türken. "Scheidungen über Scheidungen", lautete die Überschrift zu einer Umfrageaktion. Die Unterzeile erklärte: "Kulturelle Unterschiede und Gewaltanwendung werden als Hauptursache genannt." Befragt wurden eine Mitarbeiterin einer sozialen Beratungsstelle und neun Männer. Weswegen fast nur Männer gefragt wurden, geht aus dem kurzen Einleitungstext nicht hevor: "Je jünger die türkische Gemeinde in Deutschland wird, um so höher die Scheidungsrate. Wir haben einige Landsleute gefragt, was sie zu diesem Thema sagen." "Sahes Durgut von der Beratungsstelle soll gesagt haben: "Die Familien verheiraten ihre Kinder, damit sie häuslicher werden. Manche Männer sehen in der Ehe aber nur eine Formalität und bleiben deshalb mit der Frau aus der Türkei nur einige Jahre verheiratet. Danach kehren sie wieder zu ihrer vorherigen Geliebten zurück. Kulturelle Unterschiede mit den Partnern, sind die Hauptursache für Scheidungen."

Der Bäcker Ibrahim Koç sieht auf dem Foto nicht älter als 30 Jahre aus: "Ich hätte gerne eine Frau, die auf mich wartet, wenn ich nach Hause komme, und die mir das Frühstück bereitet, wenn ich zur Arbeit gehe. Ich möchte, dass sie mich lächelnd verabschiedet und lächelnd empfängt, und dass sie auf unsere Kinder aufpasst. Finanziell unabhängige Frauen machen das nicht", wird er zitiert. Ähnlich jung wie der Bäcker muss "Arbeiter" Cemal Güven sein. Er sagt: "Manche Mädchen haben voreheliche Beziehungen. Statt sich davon abschrecken zu lassen, bevorzugen sie kurze Ehen. Solche Frauen suchen sich ihre Opfer in der Türkei."

Auf der Seite gab es auch andere Meinungen, etwa die des Restaurantbesitzers Ismet Kahraman: "Die Eltern sind zu autoritär, gestatten den Kindern keine eigene Meinung. Sie zwingen Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen, unter einem Dach zu leben. Und der Arbeiter Atilla Ersöz meinte: "Meine Güte, manche Eltern wissen doch, wie ihre Söhne sind. Damit sie zur Vernunft kommen, holen sie eine Frau aus der Türkei und ruinieren deren Leben."

Briefe an die Kummerkasten-Tante von der Konkurrenz - die Tageszeitung Hürriyet - passen gut zu diesem Thema. Eine 32-jährige seit 10 Jahren geschiedene Mutter eines Sohnes (wo sie lebt, ging aus dem Text nicht hervor), ist demnach glücklich mit einem ledigen Mann liiert. Sie würden gerne heiraten, schrieb sie: "Seine Familie leistet aber heftig Widerstand. Sie hat ihren Sohn gefragt, ob er sie blamieren wolle." Eine Studentin aus Istanbul schrieb nach ihrem Umzug in die Metropole: "Ich weiß nicht mehr, wem ich trauen kann und wem nicht... Die Leute sind extrem freizügig, die Mädchen zu sind unabhängig. Ich kann mich ihnen nicht anfreunden. Werde ich jetzt depressiv?"

Suzan Gülfirat

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