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Berlin: Gazeteler Rückblick: "Iranische Ordnung in Berlin"

"Verbot von islamischen Religionsunterricht", titelte die Tageszeitung Türkiye am Donnerstag auf ihrer Europaseite. Schulsenator Klaus Böger hatte zwei Tage zuvor den Rahmenplan für den Islamunterricht der Islamischen Föderation zum vierten Mal abgelehnt.

"Verbot von islamischen Religionsunterricht", titelte die Tageszeitung Türkiye am Donnerstag auf ihrer Europaseite. Schulsenator Klaus Böger hatte zwei Tage zuvor den Rahmenplan für den Islamunterricht der Islamischen Föderation zum vierten Mal abgelehnt. Die freie Entscheidung für oder gegen ein religiöses Bekenntnis und die Gleichberechtigung von Mann und Frau sei nicht ausreichend verankert, begründet Böger seine Ablehnung.

In einem Türkiye-Artikel kündigte der "Rechtsberater" der Föderation an, dass die Organisation gegen diese Entscheidung juristisch angehen werde. "Unser Lehrplan entspricht der Verfassung. Die Senatsverwaltung will, dass wir den langen Weg der Klage gehen. Wir werden bei diesem Spiel nicht mitmachen. Wir wiederholen hiermit unsere Forderungen. Ansonsten werden wir Zwangsgeld oder Zwangshaft beantragen." Das letzte Wort hatte der Schulsenator. Das Thema wurde nicht kommentiert und es blieb in der vergangenen Woche bei diesem einen Text zum Islam-Unterricht in Berlin.

Normalerweise finden islamische Geistliche und auch die Islamische Föderation in dieser Zeitung genug Gehör. Am Dienstag zum Beispiel berichtete das Blatt über aus ihrer Sicht vorbildliche Eltern in einem Ort in Duisburg, die nicht in die Türkei gefahren seien. Sie würden ihre Kinder in den Ferien in eine Moschee schicken, damit sie die Suren aus dem Koran auswendig lernen. Aber wen tröstet es, dass der Geistliche der Moschee kein Fundamentalist sondern ein Angestellter des staatlichen "Ministeriums für Religiöse Angelegeheit" in der Türkei sei?

Die Konkurrenz Hürriyet war ebenfalls bemüht um Sachlichkeit. Sie zitierte am Donnerstag Klaus Böger in der Überschrift zu einem kurzen Text: "Die Bekenntnis zur Verfassung und die Gleichberechtigung sind Bedingung." Am Freitag präsentierte das Blatt das Thema als Aufmacher. "Sie bevorzugen die iranische Ordnung", wurde Böger dieses Mal in der Überschrift auf der Titelseite der Europabeilage zitiert. In den Unterzeilen kam wieder der Schulsenator zu Wort: "Wir wollen nicht, dass in den Schulen islamischer Fundamentalismus unterrichtet wird." Ein Vertreter der Islamischen Föderation wurde erst im Text zitiert: "Wir wissen sehr gut Bescheid, wo wir leben." Auf der nächsten Seite schimpfte er weiter. Im Folgetext wurde deutlich, dass die Hürriyet die Böger-Zitate von einer anderen Zeitung abgeschrieben hat: "Böger hat gestern gegenüber einer Zeitung in Berlin erklärt ... ", hieß es. Mit der anderen Zeitung war die "BZ" gemeint. "Die haben offensichtlich Rechtsvorstellungen wie im Iran", hatte die "BZ" Böger zu den Drohungen der Föderation zitiert. Die Hürriyet setzte noch eins drauf und machte ihre eigene Schlagzeile daraus. Am Anfang der Diskussion um den Religionsunterricht der Islamischen Föderation hatte der türkische Generalkonsul über die Hürriyet erklärt, dass er für den Unterricht zuständig sein wolle. Auch die Hürriyet hat das Thema nicht kommentiert.

Suzan Gülfirat

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