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Berlin: Gazeteler Rückblick: Keine Ermäßigungen mehr für Türkeiflüge

Die Stände mit türkischen Zeitungen an den Berliner Kiosken wirken neuerdings nicht mehr so prall gefüllt. Das liegt daran, dass die drittgrößte Tageszeitung "Sabah" in Deutschland nicht mehr erscheint.

Die Stände mit türkischen Zeitungen an den Berliner Kiosken wirken neuerdings nicht mehr so prall gefüllt. Das liegt daran, dass die drittgrößte Tageszeitung "Sabah" in Deutschland nicht mehr erscheint. Die Zeitung ist Opfer der türkischen Wirtschaftkrise und des Kampfes konkurrierender Medienzaren in der Türkei geworden. Nachrichten aus dieser Zeitung kamen in dieser Kolumne allerdings sehr selten vor. Wenn ab und zu ein Text übersetzt wurde, dann nur, weil er kurios war, wie zum Beispiel eine frei erfundene oder frei interpretierte Berlin-Nachricht auf der Europaseite.

Viele der verbliebenen türkischen Zeitungen nahmen in dieser Woche ebenso großen Anteil am Schicksal der kleinen Ulrike aus Eberswalde wie die deutschsprachigen Medien. Nachdem am Freitag ihre Leiche gefunden worden war, zitierte die Boulevardzeitung Hürriyet in der Überschrift zum Bericht die Polizei: "Wir werden nicht ruhen, bis wir den Mörder gefunden haben!"

Darüber hinaus hat die Hürriyet am Dienstag das Opferfest thematisiert, das in der islamischen Welt bis Donnerstag gefeiert wurde. "Weder auf die EU noch auf sonst jemanden haben sie gehört", hieß es in großen Buchstaben auf der Titelseite dieser Ausgabe. "Weder die Inspektionen der EU noch die Aufrufe des Ministeriums für Religiöse Angelegenheiten haben etwas genützt. Auch in diesem Jahr wurden die Tiere auf der Straße oder unter unhygienischen Verhältnissen geschlachtet." Dazu zeigte das Blatt ein Foto aus der Türkei, auf dem einige Männer ein Schaf festhielten und ein weiterer Mann dem Tier die Kehle durchschnitt, umringt von Kindern, die die blutige Szene mit erschrockenen Gesichtern beobachteten. In der Bildunterschrift wurde ein Arzt zitiert: "Opfert die Tiere nicht vor den Augen der Kinder, sonst können sie die Stotterkrankheit bekommen."

Nicht stottern, Türkisch sprechen

Ein anderes Thema in den Zeitungen war die Internationale Tourismus-Börse in Berlin. Die Tagezeitung Milliyet zitierte in einer Überschrift am Mittwoch den türkischen Tourismusminister Erkan Mumcu, der zu diesem Ereignis in die Hauptstadt angereist war: "Bringt Euren Kindern unbedingt Türkisch bei." Der Minister habe eine Organisation der "Türk Föderation" in Kreuzberg besucht. Mumcu habe in einer Ansprache, die an die türkische Bevölkerung in Deutschland gerichtet gewesen sei, gesagt: "Die Türken sollten ihre nationale Identität bewahren und dieses Gefühl an die nachfolgenden Generationen weitergeben." Es sei für das Lebensgefühl der Kinder sehr wichtig, dass sie gut Türkisch könnten. Dass der Tourismusminister ausgerechnet diese Organisation besucht hat, überrraschte den ortskundigen Leser, denn die "Türk Föderation" gilt als extrem islamistisch-nationalistisch.

Die Tageszeitung Türkiye beklagte sich am Mittwoch über Preiserhöhungen der staatlichen Fluglinie "Türk Hava Yollar¤" (Turkish Airlines). "Die Heimat wird unerreichbar", zitierte die Zeitung "Landsleute". Bisher gab es für Türken in Deutschland Ermäßigungen bei Flügen in die Türkei, so dass ein Ticket zur Hochsaison etwa 650 Mark gekostet hat. Jetzt soll der Flug von Berlin nach Istanbul 1099 Mark kosten.

"Wir werden die Türkei nur noch aus dem Fernseher kennen", sollen sich Türken beschwert haben. So als gäbe es keine anderen Reiseunternehmen. Dabei gab die Zeitung ihren Lesern selber den Tipp, dass sie mit einer deutschen Fluglinie auch weiterhin preiswert in die Türkei fliegen können: "Ein Ticket der Lufthansa nach Istanbul kostet nur 619 Mark."

Suzan Gülfirat

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