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Berlin: Gazeteler Rückblick: "Neuer Chef: Klaus Wowereit!"

Jeden Montag im Tagesspiegel: Ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.Für die Hürriyet gab es fast nur ein Thema: Der Besuch des Medienunternehmers Ayden Dogan in Berlin am Mittwoch.

Jeden Montag im Tagesspiegel: Ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.

Für die Hürriyet gab es fast nur ein Thema: Der Besuch des Medienunternehmers Ayden Dogan in Berlin am Mittwoch. Ihm gehören nicht nur die Tageszeitungen Hürriyet und Milliyet mitsamt ihren Ablegern in ganz Europa, sondern auch noch fast die gesamte Medienwelt in der Türkei. Etwas Besonderes war der Besuch für das Blatt, weil Dogan sowohl von Bundespräsident Johannes Rau als auch von Innenminister Otto Schily empfangen wurde und die türkischen Zeitungen eine offizielle Legitimation bekommen haben, in Deutschland weiter "wirken" zu können. "Die türkischen Medien haben Brückenfunktion bei der Integration", wurde Schily zitiert. In Regierungskreisen hieß es im Vorfeld des Treffens, dass Johannes Rau auch die Art und Weise, wie die Hürriyet über manche deutsche Politiker berichtet, ansprechen wollte. Denn jeder, der sich aus ihrer Sicht zu kritisch über die Türkei äußert, wird zum Teil in diffamierender Art und Weise der türkischen Öffentlichkeit als Feind der Türken vorgeführt.

Bundeskanzler Gerhard Schröder, der bisher von solcher Schelte verschont geblieben ist, hatte keine Zeit, hieß es offiziell. Dafür waren sein Sprecher Uwe-Karsten Heye und der von der Hürriyet am meisten geprügelte Politiker, Cem Özdemir, dabei. Von ihm sieht man jetzt vorteilhaftere Fotos. Von Mittwoch an druckte das Blatt auf zwei Seiten die Berliner Rede des Bundespräsidenten auf Deutsch und Türkisch ab. "Wunderbar", habe Rau nach dem Anblick dieser Seiten gesagt und die Hürriyet abonniert.

Die Regierungskrise in Berlin war in den Zeitungen eine Nachricht von vielen: "PDS-Angst in Berlin", "Ich bin schwul", "Die Große Koalition in Berlin ist zu Ende", lauteten die Schlagzeilen auf den Europaseiten. Vergangenen Montag zeigte die Hürriyet Eberhard Diepgen und Klaus Landowsky auf der Titelseite und schrieb: "Das sollte uns ein Beispiel sein." Während die Wirtschaftskrise in der Türkei den türkischen Politikern völlig schnuppe sei, habe die Bankenkrise die Landesregierung gestürzt. Die Milliyet druckte "türkische Stimmen", wie die von Giyasettin Sayan von der PDS, von Özcan Mutlu, dem schulpolitischen Sprechers der Grünen, und Safter Ǥnar vom Türkischen Bund Berlin-Brandeburg und behauptete: "Berliner Türken freuen sich!" Am Sonntag berichtete die Tageszeitung Türkiye: "Neuer Chef: Klaus Wowereit!"

Suzan Gülfirat

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