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GAZETELER Rückblick: Scientology sucht die Nähe zu Türken

Wie die Hürriyet über eine spezielle Veranstaltung dieser Sekte berichtet.

So richtig glaubhaft klingt die Geschichte nicht: Offenbar sucht die umstrittene Organisation Scientology nun auch neue Anhänger unter der türkischen Bevölkerung in Deutschland. Die Tageszeitung Hürriyet berichtete am vergangenen Dienstag, dass fünf Vertreter von Scientology in Hamburg in dem türkischen Verein „Europäische Sivas Union“ (Asib) über ihre „Kampagne gegen Drogen“ informiert und für die Suchthilfe-Organisation Narconon e.V. geworben hätten. Dabei sei auch Informationsmaterial über Scientology verteilt worden.

„Die Redner Torsten Schmelter und Frank Busch informierten über ihre Drogenkampagne, aber sie sagten kein Wort darüber, dass die Behandlung durch Narconon Tausende von Euro kostet, aber die Erfolgsquote weit niedriger ist, als von der Einrichtung behauptet, weshalb die Methode von Experten (für Drogenentzug) massiv abgelehnt wird“, kritisierte die Hürriyet. Auf der Internetseite von Narconon wird darüber Auskunft gegeben, dass die Behandlungsmethoden von Suchtkranken auf der Lehre des Scientology-Gründers L. Ron Hubbard basierten.

Doch warum hat der Verein Asib die Veranstaltung in seinen Räumen geduldet? Die Antwort auf diese Frage gab die Hürriyet selbst. „Die Vorsitzenden von Asib haben nicht gewusst, auf wen sie sich einlassen“, schrieb die Zeitung. In diesem Zusammenhang erinnerte die Hürriyet an einen Fall aus den 90er Jahren. Damals habe Scientology in der Merkez-Moschee in Hamburg eine Veranstaltung im Rahmen einer Hilfsaktion für Bosnien-Herzegowina organisieren wollen. Doch dazu sei es nicht gekommen. „Als herauskam, wer hinter der Veranstaltung steckt, hat die Moschee abgelehnt“, so die Hürriyet. Skurril ist, dass die Merkez-Moschee zu der vom Verfassungschutz beobachteten islamistischen Organisation Milli Görüs gehört.

Unter dem Titel: „Wer sich trennt, wird mit dem Tode bedroht“ präsentierte die Hürriyet auch einen Bericht über einen Scientology-Aussteiger türkischer Herkunft. „Nachdem Ihsan Göktas ausgestiegen war und über das wahre Gesicht der Organisation berichtet hatte, wurde er verfolgt und bedroht. Der Hamburger Innensenator stellte ihm daraufhin Leibwächter zur Seite“, hieß es.

Eine weitere Geschichte aus Hamburg beschäftigte die Hürriyet zwei Tage später, als sie über einen gerichtlichen Streit zwischen einer türkischen Bewerberin beim Diakonischen Werk berichtete. Nachdem die 45-Jährige sich dort auf eine offene Stelle beworben habe, sei sie nach ihrer Religionszugehörigkeit befragt worden, erzählte sie. „Ich bin Türkin und Muslimin, aber ich kann passives Mitglied der Kirche werden, wenn die Stelle dies erfordert“, habe die Bewerberin angeboten. Am nächsten Tag bekam sie die Absage. Laut Hürriyet sprach das Hamburger Arbeitsgericht der Frau 3900 Euro Entschädigung zu. Das Diakonie-Projekt, für das sie sich beworben habe, so die Begründung der Richter, werde mit EU-Mitteln finanziert. Bewerber dürften nicht wegen ihrer Religionszugehörigkeit diskriminiert werden. Suzan Gülfirat

Suzan Gülfirat

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