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GAZETELER Rückblick: "Sie feiern mit der Angst vor Raketen"

In gängigen türkischen Blättern spielte der Gründungstag Israels keine Rolle

In der vergangenen Woche hat der Senat die Mittel für Projekte gegen Antisemitismus aufgestockt. Den türkischen Zeitungen in Deutschland war das aber keine Berichterstattung wert. Dabei sollen damit auch die judenfeindlichen Tendenzen bei muslimischen Jugendlichen bekämpft werden, die bei ihnen laut einer Studie des Bundesinnenministeriums weiter verbreitet sind als in der deutschen Bevölkerung. Auch der 60. Gründungstag Israels spielte in den gängigen türkischen Blättern wie „Hürriyet“, „Türkiye“ und „Milliyet“ keine Rolle. Ganz anders hingegen in der islamistischen „Milli Gazete“, die in Deutschland eine gedruckte Auflage von 3000 Exemplaren hat. Das vom Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtete Blatt schrieb am Sonntag: „Auch im 60. Gründungsjahr ist Israel, das Blut, Brutalität und Terror alltäglich gemacht hat, ein Ungemach für die Welt.“

Im Text schrieb diese Zeitung, was wohl auch viele Türken in Deutschland denken, wenn sie Bilder aus Israel sehen. „Der zionistische Staat Israel, der es nicht schafft, auf dem von ihm besetzten palästinensischen Boden die Juden, die er in der ganzen Welt einsammelt, zufrieden zu stellen, und der auch bei den Muslimen und Christen Staatsterror anwendet, feiert mit der Angst vor Kassam-Raketen sein 60-jähriges Bestehen.“

Angesichts der Angst, die die Bewohner der israelischen Städte durchleben, in denen immer wieder die Sirenen läuten, ist der Text durch und durch zynisch gemeint. Immerhin ist die Kassam-Rakete eine von der palästinensischen Hamas entwickelte Rakete. Sie wird für Angriffe gegen israelische Städte eingesetzt. Zunächst trafen sie hauptsächlich die Dächer und Balkone. Im Juni 2003 gab es die ersten zwei israelischen Todesopfer durch Kassam-Beschuss; bis Mai 2007 stieg die Zahl der Opfer auf zehn. Doch die wenigsten Muslime haben Mitleid mit diesen Menschen. Sie sehen nur das Leid der Palästinenser.

„Milli Gazete“ ist laut Verfassungsschutzbericht in der Vergangenheit noch weiter gegangen. Am 22. August 2006 hieß es unter der Überschrift „Hat Hitler die Juden verbrannt?“, die Zahl von sechs Millionen Juden sei eine Lüge. Ferner zweifelte das Blatt die Existenz von Gaskammern an. Suzan Gülfirat

Suzan Gülfirat

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