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Berlin: Gazeteler Rückblick: Tempolimit am Brandenburger Tor und in der türkischen Presse

Jeden Montag im Tagesspiegel: Ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.Eine kurze Nachricht in der Hürriyet vom Donnerstag irritierte den Berlin-kundigen Leser.

Jeden Montag im Tagesspiegel: Ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.

Eine kurze Nachricht in der Hürriyet vom Donnerstag irritierte den Berlin-kundigen Leser. "Geschwindigkeits-Begrenzung am Brandenburger Tor hat begonnen", titelte das Blatt in der Beilage für Norddeutschland und Dänemark. Die Begrenzung gelte während der gesamten Weihnachtszeit. "Man will damit Staus verhindern und der Verkehr soll so besser rollen", schrieb das Blatt. Das Land Berlin habe erklärt, dass das Konzept sehr erfolgreich sei. Mitarbeiter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung waren ebenfalls verwirrt, als sie von der Nachricht hörten. Und zwar gilt die Begrenzung seit März 1998. "Ich hoffe, dass die türkischen Mitbürger vorher nicht schneller gefahren sind", meinte ein Mitarbeiter scherzhaft.

Auf der Titelseite des Lokalteils berichtete das Blatt über dänische Soldaten, auf die die dänischen Türken mächtig stolz seien. "Die türkischen Wikinger", titelte die Zeitung und meinte damit junge türkischstämmige Soldaten. "Wir werden extra nett behandelt, weil wir Ausländer sind", sollen sie die dänische Armee gelobt haben. "Leute wie Alper "Sahin und Ali Filikçi aus Cihanbeylili bei Konya (im Süden von Zentralanatolien) werden von nun an Königin Margrete II. beschützen", berichtete das Blatt stolz.

Zwei Tage zuvor, am Dienstag, zeigte sich die Tageszeitung Türkiye über eine Art Annäherung von islamischen Kindern mit dem Christentum schockiert. Die "Assimilations-Falle" hieß es auf der "Reportageseite". "Die Rechnung für die Entfremdung des belgischen Volkes vom christlichen Glauben sollen die Moslems bezahlen. Entsprechende Pläne werden bereits umgesetzt", hieß es im Text. Um türkische Kinder für die christliche Religion zu gewinnen, würde nach und nach der islamische Religionsunterricht abgeschafft. Die muslimischen Mädchen dürften keine Kopftücher tragen. In den Grundschulen müssten sich auch muslimische Kinder an der Vorbereitung der Weihnachtsfeierlichkeiten beteiligen. Und weiter: "Grundschulkinder aus den Anfangsklassen müssen sogar in Kirchen Gebete mitsprechen."

Aus Berlin berichtete das Blatt über eine aus ihrer Sicht erfreulichere Nachricht. "Die islamische Religion hat Deutschland als Heimat ausgewählt", wurde die Ausländerbeauftragte des Senats, Barbara John, auf der Seite 13 zitiert. Das soll sie bei einem Fastenbrechen-Essen des Deutsch-Türkischen Forums, des selbst ernannten türkischen Flügels der CDU, gesagt haben.

Viel Beachtung fand in den türkischen Zeitungen eine Veranstaltung im Haus der Kulturen der Welt. Dort feierte in der vergangenen Woche der Berliner "Verein zum Schutz und zur Pflege der Umgebung der Stadt Bahad¤n im Regierungsbezirk Yozgat" ihr zehnjähriges Jubiläum. Ebenso beachtet wurde auch ein Treffen der Vertreter der Partnerbezirke Kreuzberg und Kadiköy (Istanbul) im Kreuzberger Familiengarten. Über die John-Äußerung, das Jubiläum und die Partnerbezirke berichtete die Tageszeitung Türkiye auf ihrer Europaseite. Eine kurze Nachricht zu "überquellenden Moscheen in New York" auf der gleichen Seite irritierte allerdings den weltkundigen Leser. Was hat eine Nachricht aus New York auf der Europaseite zu suchen? Nun, die Türken benutzen das Wort Europa oft auch als Synonym für "westliche Welt".

Suzan Gülfirat

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