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Gedächtniskirche: „Was uns fehlt, sind Großspender“

Nur zögerlich fließt Geld für die Turmsanierung der Gedächtniskirche. Ein Zauberer ließ sie verschwinden – das Problem ist damit nicht gelöst.

Die Gedächtniskirche löste sich in Luft auf. Der Zauberkünstler Jochen Stelter hatte sie mit Tricktechnikern und Lichtspiegeleffekten verschwinden lassen. Abends, für kurze Zeit. Ein Film über die optische Täuschung lief gerade abends im Fernsehkanal FAB. Stelter wollte ein Horrorbild zeichnen und die Spendenbereitschaft für den Turm anstacheln.

„Ein Kirchturm, der bewegt“, heißt die Kampagne zur Rettung des alten Turms der Gedächtniskirche. Rund vier Millionen Euro Spenden möchte man „aus eigner Kraft“ sammeln. In den vergangenen zehn Monaten ist erst rund die Hälfte zusammengekommen. „Irgendwie scheint man die Herzen der Berliner noch nicht richtig erreicht zu haben“, meint Unternehmer Hans Wall, der die Kampagne unterstützt. Wolfgang Kuhla, Mitglied des Stiftungsrats der Gedächtniskirche, spricht von einem „beachtlichen Ergebnis“. Man müsse bedenken, dass sich die Summe von rund 550 000 Euro aus vielen kleinen Beträgen von Privatspendern zusammensetze. „Was uns fehlt, sind die Großspender.“ Andererseits ist Kuhla zuversichtlich, dass die benötigten Gelder in absehbarer Zeit zusammenkommen werden. Bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz hat eine Spendenaktion begonnen. Eine Million Euro sollen aus Lottomitteln kommen, 1,5 Millionen aus dem Denkmalschutzprogramm der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Auch den Bund möchte man in die Pflicht nehmen, bei der Verteilung von Geldern aus dem Sonderprogramm Denkmalschutz ging die Gedächtniskirche jedoch leer aus. Laut Staatsminister Bernd Neumann soll sie aber aus einem eigens für national wertvolle Kulturdenkmäler vorgesehenen Programm gefördert werden. Doch da keine dieser Zusagen bislang sicher ist, steht die Finanzierung nach wie vor auf wackligen Beinen.

Zu Recht wird also viel Kreativität in die Spendenkampagne gesteckt. Viele Einzelaktionen füllen den Spendentopf ganz allmählich: Der Vattenfall-City-Lauf trug dazu bei, weiter gibt es Fugenpatenschaften, eine Benefiz-CD der Berliner Bank und vieles mehr. „Einige dieser Projekte liefen sehr gut, andere brachten weit weniger ein als erwartet“, gibt Wolfgang Kuhla zu. Etwa die Benefizauktion zum Abschluss des Kunstprojekts „Gedächtnis entsteht“. 14 internationale Künstler hatten ihre Vision der Gedächtniskirche in Kunst verpackt und gestiftet. Doch die Auktion brachte nur rund 18 000 Euro ein – nicht einmal 20 Prozent des geschätzten Gesamtwertes der Kunstwerke.

Weitere Infos im Internet:
www.ein-kirchturm-der-bewegt.de

Sandra Stalinski

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