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Berlin: Gedämpftes Licht am Ku’damm

Heute wird die Weihnachtsbeleuchtung in der West-City angeknipst – dieses Jahr gibt es etwas weniger Glanz

Alle Jahre wieder die gleiche Bescherung: Ku’damm und Tauentzien, orakeln die Verantwortlichen für den weihnachtlichen Lichterglanz in der West-City, bleiben möglicherweise zappenduster – weil viele Geschäftsleute zu knauserig sind. So tönte es im November 2001 und 2002, und in den vergangenen Tagen gab die AG City erneut Adventsalarm. Es fehlen 70 000 Euro für die Beleuchtung in der Kasse der Arbeitsgemeinschaft. Allerdings hatte sie am Wochenende auch eine frohe Botschaft: Trotz der Finanzlücke werden die schon verlegten Lichterketten heute nun doch angeknipst – aber mit weniger Glanz und verbunden mit weiteren Spendenaufrufen sowie dem Vorhaben, sich für 2004 um einen Großsponsor zu bemühen.

Denn während der Westen dieselben Probleme hat wie jedes Jahr, hat man im Osten in aller Stille gewerkelt und dann mit großem Tamtam die Weihnachtsbeleuchtung angeknipst – ideell vom Regierenden und finanziell von einem Großsponsor unterstützt.

„Unter den Linden und Friedrichstraße laufen uns den Rang ab“, schimpft die Charlottenburger Brunnenfee Isolde Josipovici – und tritt jetzt auch zur Adventszeit in Aktion. Bisher setzte sich die Pensionswirtin aus der Bleibtreustraße mit Sponsoring-Aktionen dafür ein, dass im Bezirk die Brunnen sprudeln. Gestern lud sie in Tiergarten zur Kunstauktion für die Ku’damm-Lichter ein, versteigerte von Promi-Künstlern bemalte Kacheln - und blickte ärgerlich auf die Pracht im Osten. Der Westen? „Geradezu provinziell!“

Das sieht auch die AG City-West selbstkritisch und gelobte für 2004 Besserung: Einen Großsponsor will sie suchen und früher mit dem Spendensammeln beginnen. Düstere Drohungen, überlegt City-Managerin Cornelia Priess, führen kaum weiter. Sonst müsste ihre Kasse schon seit Jahren klingeln: Bereits 1993 schaltete die AG City aus Protest gegen die mangelnde Unterstützung kurzfristig alle Lichter aus. Damals richtete sich die Aktion „Zappenduster“ allerdings gegen den Senat – er hatte alle Zuschüsse gestrichen.

Diesmal endet die traditionelle vorweihnachtliche Nervenprobe nur „mit kleinen Abstrichen“, so Priess. 2003 erstrahlen auf dem Ku’damm-Mittelstreifen nicht wie im vergangenen Jahr Eiffelturm, Big Ben und andere Städtesymbole. Nur Bäume werden illuminiert. Und die Pracht endet vorerst am Adenauerplatz. Dahinter, bis zum Halensee, wurden zwar auch schon tausende Glühlämpchen verlegt, aber sie bleiben dunkel, bis mehr Spenden zusammengekommen sind. 1500 Geschäftsleute rund um Ku’damm und Tauentzien hat Priess im Sommer schriftlich um Spenden gebeten, nur jeder Vierzehnte schickte einen Scheck. 220 000 Euro kamen zusammen, komplett kostet der Glanz aber 300 000 Euro, wovon nur 35 000 auf die Stromkosten entfallen. Deshalb ruft die AG City, unterstützt von Radio Paradiso, zu Spenden auf und sucht Baumpaten – für 385 Euro ist ein verkabelter Baum zu haben.

Näheres zur Spendenaktion unter:

www.paradiso.de

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