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Gedenken: Berlin plant Lange Nacht des Mauerbaus

Ein Gedenkprogramm zum 50. Jahrestag der Teilung soll Geschichte anschaulich vermitteln. Parallel dazu sind über das Jahr weitere Veranstaltungen zu sachverwandten Themen geplant - zum Beispiel über Berlin als "Stadt der Spione".

Nach dem Jahrestag des Mauerfalls und dem der Wiedervereinigung steht Berlin jetzt ein weiteres Jubiläumsjahr von historischer Bedeutung bevor: Am 13. August 2011 ist es 50 Jahre her, dass die Stadt durch eine Mauer in zwei Hälften geteilt wurde. An das Ereignis und die politischen Entwicklungen, die ihm vorausgingen, wollen Senat, Bund sowie zahlreiche Gedenkstätten und Initiativen im jetzt beginnenden Jahr mit einem umfangreichen Gedenkprogramm erinnern.

Vor allem rund um den Jahrestag aber auch in der Zeit davor soll es viele Veranstaltungen geben, die ein „würdevolles Gedenken“ ermöglichen und „die historische Bedeutung des Mauerbaus für die internationale und nationale Geschichte darstellen und aufbereiten“, sagt der amtierende Senatssprecher Günter Kolodziej. Rund eine halbe Million Euro haben Bund und Land dafür bereitgestellt, unter anderem durch einen Zuschuss der Lottostiftung Berlin von 328 000 Euro für die Organisation des Rahmenprogramms.

Die zentrale Veranstaltung soll der Festakt mit Andacht und Kranzniederlegung am 13. August an der Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße sein, deren Erweiterungsbau in Richtung Brunnenstraße an dem Tag offiziell eröffnet werden soll. Begleitet werden soll das Ereignis von einer Veranstaltungsmeile rund um die Gedenkstätte, bei der diverse Initiativen Stände zum Thema anbieten. Ferner sind Veranstaltungen in der gesamten Stadt geplant, wie der Koordinator des Jubiläums, Veranstaltungsleiter Wolf Kühnelt von der landeseigenen Veranstaltungsfirma Kulturprojekte Berlin sagt.

Die erste größere Veranstaltung des Jubiläumsjahres findet bereits am 11. Januar im Auswärtigen Amt in Mitte statt: Dort präsentieren Außenminister Guido Westerwelle und Rainer Eppelmann, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die Wanderausstellung „Die Mauer. Eine Grenze durch Deutschland“, die danach in 2000-facher Ausfertigung quer durch Deutschland reisen und auch international zu sehen sein soll. Die Internetadresse www.stiftung-aufarbeitung.de/diemauer ermöglicht einen Einblick in die Schau.

Das komplette Programm des Erinnerungsjahres wollen Kulturprojekte Berlin und die Stiftung Berliner Mauer ab Januar nach und nach bekannt geben. Einige Details nennt Organisator Kühnelt auf Nachfrage aber schon jetzt. Am Jahrestag selbst soll das Programm mit Veranstaltungen kurz nach Mitternacht beginnen und bis zum Beginn des folgenden Tages reichen, Arbeitstitel: „Lange Nacht des Mauerbaus“. In dieser Nacht sollen historische Szenen im öffentlichen Raum nachgespielt werden. Beispielsweise wird es spezielle Durchsagen in U- und S-Bahnen geben, welche vom 12. auf den 13. August 1961 plötzlich nicht mehr wie gewohnt zwischen West- und Ost-Berlin verkehrten. Kurz nach Beginn der Veranstaltungen soll eine Performance in der Bernauer Straße daran erinnern, dass hier der erste Stein gemauert wurde. „Nicht graues Gedenken, sondern lebendige Erzählungen“ sollen die Erinnerung an das für Berlin so folgenreiche Jahr prägen, sagt Veranstaltungsleiter Kühnelt. Zwar sollen im Mittelpunkt immer das Leiden und die Strapazen stehen, die die Mauer für die Bewohner Berlins und der beiden Landeshälften bedeutete. Aber zugleich wolle man die Ereignisse jenes Jahres lebensnah und anschaulich vermitteln und auch die Freude darüber zum Ausdruck bringen, dass die Mauer nun schon seit über 20 Jahren wieder gefallen ist.

Parallel zu auf den Tag zugeschnittenen Angeboten sind über das Jahr verteilt weitere Veranstaltungen zu sachverwandten Themen geplant, von „Berlin, Stadt der Spione“ bis zum 50. Jahrestag des Anwerbeabkommens von Arbeitern aus der Türkei im Herbst, welches letztlich auch eine Folge der Berliner Mauer war: Durch die zementierte Teilung der Stadt und des Landes fehlten im Westen Arbeitskräfte, also musste Ersatz von außerhalb angeworben werden. Lars von Törne

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