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Die Varieté-Bühne "Scala" in der Lutherstraße, von den Nazis "arisiert", im Bombenkrieg zerstört.

© imago/Arkivi

Gedenktafel und Stolpersteine: Berlin erinnert an jüdisches Leben in der "Scala"

Am Dienstag werden in Berlin eine Tafel für die legendäre "Varieté Scala" und Stolpersteine für Kulturmacher eingeweiht. Viele von ihnen waren von der "Polenaktion" betroffen.

Mit zwei Veranstaltungen wird an diesem Dienstag, dem 24. Juli, an die Zerstörung kulturellen und sozialen Lebens durch die Nationalsozialisten erinnert. Für 11 Uhr soll in der Martin-Luther-Straße 14 in Schöneberg eine Tafel der Berliner Geschichtsmeile der Öffentlichkeit übergeben werden, die über die Geschichte des Varieté-Theaters Scala und die Enteignung ihrer jüdischen Besitzer informiert.

Bereits um zehn Uhr an der Kreuzberger Yorckstraße 74 und dann eine Stunde später in der Friedrichstraße 2 werden insgesamt zwölf Stolpersteine zur Erinnerung an die Familie Merory verlegt. Viele Mitglieder der Familie waren Ende Oktober 1938 von der sogenannten „Polenaktion“ betroffen, bei der allein aus Berlin 1500 Juden polnischer Herkunft ausgewiesen wurden. Weitere Mitglieder wurden später ermordet oder leisteten Zwangsarbeit.

Ein zerstörtes Theater

Das Varieté Scala war 1919 von überwiegend jüdischen Geschäftsleuten gegründet worden, darunter dem Verleger und Kinobetreiber Karl Wolffsohn. Dessen Enkel, der Historiker Michael Wolffsohn, wird die Tafel mit Kultursenator Klaus Lederer (Linke) enthüllen.

In der Scala traten die Comedian Harmonists, Claire Waldoff, die Clowns Charlie Rivel und Grock, Jongleure wie Rastelli und der Hellseher Hanussen auf. Nach Hitlers Machtübernahme wurde das Varieté „arisiert“ und im Bombenkrieg 1943 zerstört. Bemühungen um eine Rückerstattung des zerstörten Gebäudes und des Grundstücks blieben vor Gericht erfolglos.

"Polenaktion": Generalprobe für die Deportation

Bei der „Polenaktion“ wurden deutschlandweit mindestens 17.000 aus Polen eingewanderte Juden nach Polen ausgewiesen. Einer der Betroffenen in Berlin war der spätere Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. Als Reaktion auf die Aktion erschoss ein nach Frankreich emigrierter polnischer Jude in Paris einen deutschen Diplomaten. Das Attentat diente den Nationalsozialisten als Vorwand für die Pogrome am 9. November 1938.

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