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Berlin: Gefährliche Weihnachten

Mit seinem Programm „Oh, du Fröhliche“ läutet Kabarettist Dieter Hildebrandt die Festzeit ein

Dieter Hildebrandt findet vieles komisch. Eigentlich. Im Moment allerdings grämt er sich ein wenig: „Wissen Sie, es passiert gerade so viel grauenhaft Komisches, dass es einem zu den Ohren wieder rauskommt“, sagt er. Das ist ein Problem für Hildebrandt, denn er lebt davon, den Leuten komische Dinge zu erzählen, die er in Politik und Gesellschaft ausmacht. Dinge sind das, die zusammengehören, aber nicht zusammenpassen.

„Da gibt es zum Beispiel eine Partei, die sich in dem Moment beinahe selbst zerstört, in dem sie doch einen gewissen Erfolg hat, und die außerdem mit ihrem Personal gar nicht mehr dahin zurück kann, wo sie herkommt.“ Oder: „Ein ehemals zukünftiger großer Minister für Äußeres, Inneres und Weiteres und so weiter, fährt am Ende ganz klein dahin zurück, wo er herkommt – aber da wollen sie ihn gar nicht mehr haben. Ach, diesen Typen“, klagt Hildebrandt, „kriegen wir bayerischen Wähler immer wieder vorgesetzt und müssen ihn immer wieder abwählen. Allein: Es klappt nicht.“ Hört nicht spätestens da der Spaß auf? „Nein, ganz bestimmt nicht“, sagt der Kabarettist. „Es prallt immer mehr Komisches auf uns ein – und sei es noch so tragisch, ich sehe es komisch.“

Am kommenden Freitag läutet Dieter Hildebrandt mit der Staatsphilharmonie Halle im Konzerthaus am Gendarmenmarkt die Weihnachtszeit ein, eine Zeit, von der er sagt, sie sei „gefährlich“ für die Deutschen. Es werde viel gegessen und wenig verdaut, viel geweint und wenig gelacht, „trotz unserer aufgesetzten Heiterkeit“.

Dem soll das neue Programm „Oh, du Fröhliche“ entgegenwirken. „Wir wollen den Leuten einen wirklich heiteren Abend bescheren. Sie sollen lachen, singen und klatschen – anders als gelernte Konzertbesucher, die ja immer dasitzen, als seien sie bei einer Totenmesse“, sagt Hildebrandt. Gespielt werde nicht klassische Weihnachtsmusik, sondern vornehmlich Südamerikanisches. Mit Lust und Laune werde der Zeitgeist, die Art und Weise, wie in Deutschland Weihnachten gefeiert werde, ad absurdum geführt, so Hildebrandt, der das erste Mal im Konzerthaus auftreten wird. „Das Orchester spielt und ich versuche mir in den musikalischen Pausen mit meinen Reden über die Lage der Berliner Republik Gehör zu verschaffen. Aber: Es kann sein, dass es den Leuten schon zu den Ohren rauskommt“, befürchtet er.

„Oh, du Fröhliche“ am Freitag, 11. November, 20 Uhr, im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Karten gibt es an allen Vorverkaufsstellen und unter 0180/5170517.

Christian Helge Röfer

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