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Gefahr bei starkem Wind: Kreuzberg lässt Bäume prüfen

Der Bezirk lässt den Baumbestand in der Kreuzberger Möckernstraße untersuchen. Am Freitag war dort ein Baum durch starke Windböen umgeknickt und auf ein vorbeifahrendes Taxi gestürzt.

Hans Panhoff (Grüne), Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, kündigte die Sofortmaßnahme am Sonnabend an. Nach ersten Erkenntnissen war der Baum morsch. Die etwa 45 000 Bäume des Bezirks sollen, wie auch woanders in der Stadt, mindestens ein Mal im Jahr kontrolliert werden. Dazu werden nach Panhoffs Angaben Bauminspektoren eingesetzt. Die Prüfung erfolgt nach den „Verwaltungsvorschriften der Verkehrssicherheit von Bäumen“ in drei Schritten: Zunächst gibt es eine „Inaugenscheinnahme“ vom Boden aus. Werden dabei Anzeichen für eine Schädigung erkannt, wird der Stamm vom Wurzelhals bis zum Kronenansatz mit einem Schonhammer abgeklopft. Am Ton können die Experten erkennen, ob der Stamm krank ist. Falls es dabei kein aufschlussreiches Ergebnis gibt, können bei Bohrungen Proben entnommen werden. Sind sich die bezirklichen Inspektoren beim Beurteilen des Zustandes eines Baumes nicht sicher, wird zusätzlich ein externer Sachverständiger hinzugezogen.

Wie mehrere andere Bezirke veröffentlicht auch Friedrichshain-Kreuzberg regelmäßig eine Liste der zu fällenden Bäume. Am Unfallort war demnach keine Sägeaktion vorgesehen; zuletzt wurden in einem anderen Bereich der Möckernstraße elf Robinien gefällt. Von insgesamt in Kreuzberg vorgesehenen 103 Fällungen standen Anfang Juli noch 38 aus. Häufig wehrten sich Anwohner dagegen, sagte Panhoff. Sie müssten dann meist mit teuren Gutachten von der Notwendigkeit des Fällens überzeugt werden.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisiert, dass die Bezirke Bäume auch vorbeugend radikal stutzen oder gar fällen, um bei einem Unfall nicht schadenersatzpflichtig zu werden. In der Stadt geht die Zahl der Straßenbäume, von denen es rund 400 000 gibt, seit Jahren zurück, weil mehr Bäume gefällt als gepflanzt werden.

Obwohl es im Gesetz keine klaren Regeln zur Kontrolle der Bäume gibt, haben Gerichte die Verkehrssicherungspflicht hoch angesetzt. Nicht nur geschädigte Bäume, sondern auch „strukturelle Schadenschwachstellen“ in gesunden Bäumen sowie Veränderungen nach Stürmen erforderten demnach ein rasches Handeln, sagte ein Anwalt.

Auch der Taxiunternehmer, dessen Auto am Freitag schwer beschädigt worden ist, will, wie er sagte, vom Bezirk Schadenersatz fordern. Zunächst setze er aber auf ein Gespräch. Seine Kaskoversicherung hatte der Mann gekündigt, weil sein Auto älter als vier Jahre ist. Versicherungen zahlen zwar erst bei Wind ab Stärke acht, doch die Böen am Freitag hatten diesen Wert nach Angaben der Meteorologen erreicht.

Insgesamt waren in der Stadt 63 umgekippte Bäume gemeldet worden.

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