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Berlin: „Gegen Arbeitslosigkeit kommen wir nicht an“ Sozialatlas: Quartiersmanager wehren sich gegen schlechte Noten

Berlins Quartiersmanager wehren sich gegen den Vorwurf, ihre Arbeit sei ein Misserfolg. Der am vergangenen Freitag von der Senatssozialverwaltung vorgelegte aktuelle Sozialstrukturatlas hat die Debatte um die Qualität der Maßnahmen, die der zunehmenden Verelendung von Kiezen entgegenwirken sollen, angeheizt.

Berlins Quartiersmanager wehren sich gegen den Vorwurf, ihre Arbeit sei ein Misserfolg. Der am vergangenen Freitag von der Senatssozialverwaltung vorgelegte aktuelle Sozialstrukturatlas hat die Debatte um die Qualität der Maßnahmen, die der zunehmenden Verelendung von Kiezen entgegenwirken sollen, angeheizt. Wie berichtet, hat sich der Sozialindex (siehe Kasten) in nur drei von insgesamt 17 Quartiersmanagement-Gebieten gegen den Gesamtberliner Trend verbessert. „Die Datengrundlage ist unklar“, sagt Rosina Dieser, Quartiersmanagerin von Oberschöneweide in Köpenick, einem Kiez, der sich laut Sozialatlas seit 1999 überdurchschnittlich verschlechtert hat. „Wir haben viele junge Familien hierher geholt und die Kaufkraft in dem Gebiet ist gestiegen.“ Allerdings liegt die immer noch zwölf Prozent unter dem Berliner Durchschnitt.

„Mit rein quantitativen Angaben kann man unserer Arbeit nicht gerecht werden“, meint Diesers Kollege Reinhard Fischer vom ebenfalls absackenden Soldiner Kiez im Wedding. „Gegen die Massenarbeitslosigkeit kommen wir mit unseren Mitteln nicht an“, sagt Fischer. Zwar könnten die Quartiersmanager theoretisch Einfluss auf die Arbeitslosenquote in ihrem Kiez haben. Denn wenn sie Firmen beauftragen, zum Beispiel einen Park zu gestalten, können sie die Beschäftigung von ABM-Kräften vorschreiben. Doch kämen die ABMler oft von überall her, nur nicht aus dem Kiez, sagt Fischer. „Das Arbeitsamt lässt sich da nicht reinreden.“

Fischers vierköpfiges Team betreut seit 1999 den Soldiner Kiez, in dem rund 15000 Menschen leben. Man ließ Schulhöfe und Spielplätze umgestalten und hat eine Infrastruktur geschaffen, wo sich die Bewohner treffen, kennen lernen und über zukünftige Projekte debattieren können. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Leute nur bei ganz konkreten Plänen mitmachen, zum Beispiel der Verkehrsberuhigung einer Straße.“

Andere Erfahrungen machten die Manager des Quartiers Bülowstraße in Schöneberg, dessen Sozialstruktur sich überdurchschnittlich verbessert hat. „Wir haben die Quartiersmanager von Anfang an unterstützt“, sagt Elisabeth Ziemer, Sozialstadträtin von Tempelhof-Schönberg. Man habe die Bürger in ihren Häusern und Straßen besucht und zur Mitarbeit an der Verbesserung des Wohnumfeldes animiert. Schon seit 1998 existierte ein intaktes Anwohnerparlament, das sich aktiv an allen Planungen beteilige. Und wer mitplane, der ziehe nun mal nicht weg.

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