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Seit Jahren weitet die Verkehrsverwaltung die Tempo-30-Abschnitte an Hauptstraßen in Berlin Schritt für Schritt aus.

© Jörg Carstensen/dpa

Gegen zu viel Straßenlärm: Berlin will Tempo 30 auf Hauptstraßen ausweiten

Der Senat arbeitet daran, auf weiteren Hauptstraßen Tempo 30 einzuführen. Diese werden dadurch leiser – doch die BVG bekommt Probleme.

Der Senat will die Tempo-30-Abschnitte auf Berlins Hauptstraßen ausweiten. Erst nachts und dann rund um die Uhr sollen künftig auf zusätzlichen Strecken nur maximal 30 Kilometer pro Stunde erlaubt sein. Begründet wird die Maßnahme mit dem hohen Geräuschpegel entlang der Hauptverkehrsrouten.

„Auf der Grundlage des aktuellen Lärmaktionsplans Berlin 2019-2023 wird derzeit die Ausweitung von Tempo 30 zur Lärmminderung geprüft“, teilte die Senatsverkehrsverwaltung in der Antwort auf eine Anfrage des Abgeordneten Christian Zander (CDU) mit.

Aktuell werde dazu zunächst ein neues Tempo-30-Nachtkonzept für Berlins Hauptstraßen erarbeitet. Mit einem Abschluss der Untersuchungen sei bis Jahresende zu rechnen, erklärte die Verkehrsverwaltung.

Darauf aufbauend soll in einem zweiten Schritt dann ein Plan zur ganztägigen Anordnung in Form „eines an der Lärmbelastung orientierten Stufenplanes“ entwickelt werden, teilt das Haus von Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) mit.

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Die Senkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 Stundenkilometer verringere den Straßenlärm so stark, als seien „rund 40 bis 50 Prozent“ weniger Fahrzeuge unterwegs, erklärte der Sprecher der Verkehrsverwaltung Jan Thomsen. „Damit ist eine Geschwindigkeitsreduzierung auch auf Hauptverkehrsstraßen eine effektive Maßnahme zur Minderung des Kraftfahrzeuglärms.“

Flächendeckendes Tempo 30 rechtlich bislang nicht möglich

Seit Jahren weitet die Verkehrsverwaltung die Tempo-30-Abschnitte an Hauptstraßen in Berlin Schritt für Schritt aus. Allein im Jahr 2021 kamen weitere 69 Abschnitte mit verschärfter Geschwindigkeitsbeschränkung im Hauptverkehrsnetz hinzu. 23 davon gelten rund um die Uhr.

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In den anderen Straßen gelten die neu eingeführten Tempolimits meist an Werktagen in der Zeit von 6 bis 18 Uhr. In der überwiegenden Zahl der Fälle dienten die Maßnahmen „zur Erhöhung der Verkehrssicherheit“ im Umfeld von Kitas, Schulen oder Krankenhäusern, erklärte die Verkehrsverwaltung. 

Als Rollstuhlfahrer fände ich Tempo 30 gerade auf Hauptstrassen äusserst wichtig! Es wäre wesentlich leichter und sicherer Strassen zu überqueren. Und es wäre ein gutes Zeichen, dass auf schwächere Verkehrsteilnehmer Rücksicht genommen würde.

schreibt NutzerIn michaelm

Flächendeckend Tempo 30 einzuführen ist in Deutschland rechtlich bislang nicht möglich. Die Straßenverkehrsordnung reglementiert stark, aus welchen Gründen die Geschwindigkeit an Hauptverkehrsstraßen reduziert werden darf. „Wir brauchen als Kommune mehr Gestaltungsfreiheit vom Bund, was die Schaffung neuer Tempo-30-Bereiche anbelangt“, sagte Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) zuletzt dem Tagesspiegel

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Berlin hat sich daher einer Städteinitiative angeschlossen, die den Bund auffordert, den Kommunen mehr Gestaltungsspielraum zu geben. Dazu zählen neben besonders schutzwürdigen Einrichtungen auch zu großer Lärm und das Ziel, die Luftverschmutzung zu reduzieren.

Um die Luftschadstoffwerte zu senken, führte die Verkehrsverwaltung bereits in den Jahren 2018 und 2019 auf 41 Streckenabschnitten Tempo 30 ein.

BVG-Busse verlieren bis zu 90 Sekunden Fahrtzeit

Bei allen positiven Umwelteffekten ergeben sich durch die niedrigeren Geschwindigkeiten jedoch auch Nachteile. So kommen auch die Busse der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) nur noch langsamer durch die Stadt. Auf „potenzielle Reisezeitenverlängerungen“ und der „Aufgabe von Anschlüssen zu anderen Linien“ hat die BVG im Vorfeld der Maßnahmen hingewiesen.

Wie groß diese sind, hatte die Verkehrsverwaltung beispielhaft am Tempelhofer Damm sowie an der Leipziger, Potsdamer, Haupt- und Kantstraße untersuchen lassen. Die Busfahrten verlängerten sich demnach zwischen zehn und 90 Sekunden entlang der Abschnitte.

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