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Berlin: Gehäuteter Schafskopf an der Tür

Prozessauftakt gegen zwei Geldeintreiber mit Mafia-Methoden

Zwei mutmaßliche schwarze Schafe der Inkasso-Branche müssen sich seit gestern vor dem Amtsgericht Tiergarten verantworten. Ihr „Besuch“ soll immer wieder mit hässlichen Mafia-Drohungen verbunden gewesen sein. Laut Anklage tauchten in ihrem n breitschultrige Männer bei vermeintlichen Schuldern auf und brachten zur Einschüchterung die „Russenmafia“ ins Spiel. In einem Fall sollen die Angeklagten Reifen zerstochen haben, in einem anderen zur letzten Zahlungsaufforderung einen gehäuteten Schafskopf mit Trauerflor an die Wohnungstür eines angeblich säumigen Geschäftsmannes angebracht haben.

Die beiden 42 und 37 Jahre alten Angeklagten, so groß und kräftigt gebaut wie ihre angeblichen Helfer, schwiegen zu Beginn des Prozesses um Nötigung und Sachbeschädigung. Seit Mitte der 90er Jahre sollen sie Mitinhaber eines Inkasso-Unternehmes mit Sitz in Hessen gewesen sein. Der Zusatz „Frankfurt-Berlin-Moskau“ stand auf ihren Visitenkarten. Bereits in ersten Mahnschreiben soll die Firma sehr deutlich geworden sein. „Die sofortige Zahlung erspart Ihnen weitere Unannehmlichkeiten“, hieß es in einem im Prozess verlesenen Schreiben. In einem anderen: „Ihre Weigerung hat zur Folge, dass wir uns jetzt selektiert mit Ihnen auseinandersetzen.“ Ein Anwalt erklärte, dieses Schreiben sei „versehentlich“ abgeschickt worden. Der 38-jährige Geschäftsführer, der eines Tages den Schafskopf an der Tür vorfand, wollte sich nicht festlegen. „Ich kann ihn nicht unbedingt mit der Inkasso-Firma in Verbindung bringen“. In seinem Fall ging es um angebliche Schulden bei einem anderen Bauunternehmer in Höhe von 50 000 Euro. Er habe inzwischen den Rechtsstreit um die Forderung gewonnen, sagte der Zeuge. Für ihn sei „die Sache erledigt“. Vielleicht wollte der Mann aber auch keinen weiteren Ärger mit den Angeklagten. Am Donnerstag will das Gericht weitere mutmaßliche Opfer der Geldeintreiber vernehmen. K. G.

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