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Berlin: Geheimhaltung vor der Abitur-Premiere

14 000 Schüler müssen jetzt erstmals zentrale Prüfungen ablegen. Gegen ein mögliches Ranking wehren sich die Schulen

Viel Geheimhaltung und viel Spannung – jetzt geht es los mit dem ersten Zentralabitur in Berlin: Nach Ostern müssen rund 14 000 Abiturienten von der Neuköllner Gesamtschule bis hin zum Zehlendorfer Elite-Gymnasium die gleichen Aufgaben lösen. Das werde „die Stunde der Wahrheit“, erwartet Harald Mier vom Verband der Oberstudiendirektoren. Er fordert, dass die Abiturergebnisse veröffentlicht werden, um ein klares Bild von der Leistungsfähigkeit der Schulen zu erhalten.

Die Abituraufgaben orientieren sich an bundesweiten Standards und werden von einem „Entwicklerteam“ der Bildungsverwaltung erarbeitet. Damit sie – anders als im Herbst beim Probeabitur – nicht wieder vorab durchsickern, erhalten die Lehrer die Aufgaben erst am Prüfungsmorgen und nicht bereits am Vortag, berichtet Oberschulrat Gerhard Nitschke.

„Es ist richtig, dass die Geheimhaltungsstufe so hoch wie möglich ist“, lobt der Pankower Schulleiter Ralf Treptow das veränderte Prozedere. Allerdings bedauert er, dass nur in Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache zentrale Aufgaben gestellt werden. Dies führe dazu, dass ein Teil der Schüler nur eine zentrale Prüfung absolvieren muss, andere aber bis zu drei. Treptow plädiert dafür, dass alle Schüler nur eine Zentralprüfung ablegen, und zwar in ihrem sogenannten dritten Prüfungsfach – egal ob es sich dabei um Musik, Geschichte, Mathematik, Deutsch oder Russisch handelt.

Erst mal aber heißt es: heil durch die Premiere kommen, die am 20. April mit der zentralen Prüfung in Deutsch beginnt. Am 23. April geht es mit Englisch, am 27. mit Mathematik weiter. Die übrigen Fremdsprachen folgen Anfang Mai. Mündlich geprüft wird dann im Juni.

Dass Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) eine Bekanntgabe der Abi-Ergebnisse und damit ein Ranking befürwortet, gilt intern als eher unwahrscheinlich: Er wird sich kaum mit den Schulen anlegen. Deswegen wird es wohl wie bisher so gehandhabt, dass nur die besten Abiturschulen pro Bezirk genannt werden. Alles Weitere bleibt geheim, um die Schulen mit schwacher Schülerschaft nicht weiter zu beschädigen. Die Öffentlichkeit hatte allerdings bisher auch kein so großes Interesse an einer Bekanntgabe der Durchschnittsnoten, weil jede Schule ihre eigenen Aufgaben stellte und damit die Vergleichbarkeit der Ergebnisse nicht so gegeben war, wie dies bei Zentralprüfungen der Fall ist. Mit dem Zentralabitur könnte sich das aber ändern und der Druck zur Veröffentlichung größer werden.

Mit der jetzigen Einführung des Zentralabiturs gehört Berlin übrigens zu den Schlusslichtern in Deutschland. Einige Länder prüfen seit Jahrzehnten so, auch in der DDR war es üblich. Die bundesweite Ausdehnung gehört zu den Konsequenzen der Pisa-Diskussion. Wo Berlin bei den Abiturleistungen im Bundesvergleich steht, ist offen. Bisher gibt es keine Vergleichsstudie. Ob sich die Berliner Abiturfragen an leistungsstarken Bundesländern wie Bayern ausrichten oder auf den leistungsschwächeren Berliner Schnitt abgestimmt sind, war nicht zu erfahren.

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