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Berlin: Geht es jetzt der Charité an die Betten?

Zwist innerhalb der Charité und Ärger zwischen beiden Berliner Universitätsklinika: Der Konflikt um das Steglitzer Benjamin-Franklin-Klinikum erzeugt nun auch unter Hochschulmedizinern und Klinikverwaltungen erste Spannungen. Der ärztliche Direktor der Charité, Manfred Dietel, distanzierte sich gegenüber dem Tagesspiegel von Äußerungen seines Verwaltungsdirektors Bernhard Motzkus.

Zwist innerhalb der Charité und Ärger zwischen beiden Berliner Universitätsklinika: Der Konflikt um das Steglitzer Benjamin-Franklin-Klinikum erzeugt nun auch unter Hochschulmedizinern und Klinikverwaltungen erste Spannungen. Der ärztliche Direktor der Charité, Manfred Dietel, distanzierte sich gegenüber dem Tagesspiegel von Äußerungen seines Verwaltungsdirektors Bernhard Motzkus. Man stehe solidarisch zum bedrohten FU-Klinikum, erklärte er. Motzkus hatte sich hinter den Wunsch der Krankenkassen gestellt und die Schließung des FU-Klinikums Benjamin Franklin befürwortet, weil in den nächsten Jahren 1000 Betten in der Hochschulmedizin abgebaut werden müssten. Im Gegenzug nahm das Franklin-Klinikum gestern den Fehdehandschuh auf.

Zugleich bemühten sich aber beide Seiten, den Konflikt zu begrenzen. "Wir halten die Schließung des FU-Klinkums für falsch und für eine Gefährdung der Hochschulmedizin in Berlin insgesamt. Das Schlimmste, was jetzt passieren könnte, wäre eine Schlammschlacht zwischen den beiden Fakultäten, wo am meisten gespart werden kann und welche Fakultät teurer als die andere ist", sagte Charité-Direktor Manfred Dietel. Eine solche Debatte begann in den vergangenen Tagen, nachdem Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS) die Diskussion über die Zukunft der Hochschulmedizin wieder eröffnet und ihr eine entsprechende Richtung gegeben hatte. Neben dem FU-Klinikums Benjamin Franklin ist nun auch die Charité auf dem Prüfstand.

Deren ärztliche Direktor hofft, möglichst schnell die Bundeswehr auf dem Charité-Gelände unterbringen zu können. Aber er lehnt es ab, für diese einen teuren Neubau zu errichten. Sie sollte das Bettenhochhaus in Mitte mit nutzen, dort stünden 36 000 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung.

Dietel tritt Gerüchten entschieden entgegen, die Charité könne das Bettenhochhaus zur Zeit und auch in Zukunft nicht mehr füllen. Die Ausnutzung des Bettenhochhauses liege bei 86 Prozent. Das Bettenhochhaus will er auf keinen Fall aufgeben, weil es sehr modern und ökonomisch sei. Es stelle mit integrierten Operationsälen und Rettungsstation sowie Vorlesungsräumen "ein hoch funktionelles Universitätskrankenhaus dar." Die Rettungsstelle mit Intensivstationen ist gerade saniert worden, die Sanierung der Operationssäle wird wohl im nächsten Jahr abgeschlossen.

Der Verwaltungsdirektor des Benjamin-Franklin-Klinikum, Peter Zschernack, erteilte seinem Kollegen von der Charité gestern im Gespräch mit dem Tagesspiegel eine scharfe Rüge. Der Charité-Verwaltungschef habe die Absprachen, dass die Universitäten den Schulterschluss wahren, gebrochen, sagte er. "Bernhard Motzkus geht es mit der Diskussion um den Bettenabbau doch gar nicht darum, den Regierenden zu unterstützen. Er will Punkte bei den Krankenkassen sammeln." Die Charité habe bei diesen Außenstände in Millionenhöhe. Motzkus habe sie deshalb verklagt. Im Gegensatz zum Steglitzer Uniklinikum müsse an der Charité häufig der Medizinische Dienst der Krankenkassen vorbeischauen, um die Richtigkeit der Behandlungsabrechungen zu prüfen.

Im Vergleich zum FU-Klinikum habe die Charité "miserable Kennziffern". Während an der FU die Kosten pro Medizinstudienplatz unter dem Bundesdurchschnitt lägen, befinde sich die Charité weit darüber. Auch die Behandlungskosten pro Patient seien in Steglitz niedriger, als in Mitte. "Und wir haben keine Außenstände bei den Kassen", sagt Zschernack. "Warum soll ein wirtschaftlich gesunder Betrieb so einem Moloch geopfert werden?"

Nach Hochrechnungen des FU-Klinikums bliebe die Charité in Mitte trotz aller Manöver von Motzkus nicht ungeschoren. "Wenn der Berliner Senat unser Haus schließt, kommt er langfristig nur auf 30 bis 40 Prozent der von Wowereit festgelegten Sparsumme von 99 Millionen Euro jährlich. Den Rest wird er sich wohl bei der Charité holen."

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