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Berlin: Geht so

Unfallforscher untersuchen Berlins Zebrastreifen und finden Schwachstellen an älteren Anlagen.

Sie sind gut gemeint – aber nicht immer gut gemacht: die Zebrastreifen. Rund 400 gibt es in der Stadt; 13 von ihnen hat die Unfallforschung der Versicherer (UDV) jetzt nach Unfällen als gefährlich eingestuft. Dies zeige aber umgekehrt, dass die Mehrzahl der Anlagen den Fußgängern die gewünschte Sicherheit bringe, sagte am Freitag Siegfried Brockmann, Leiter der UDV.

Zebrastreifen könnten, wenn Vorgaben strikt eingehalten werden, so sicher sein wie Ampeln – nur viel billiger, sagte Brockmann. Ein Fußgänger-Überweg koste, einschließlich der Planungsarbeiten, durchschnittlich rund 30 000 Euro, ein ampelgesicherter Überweg dagegen ein Mehrfaches. Weil Geld für Ampeln fehlte, läutete der Senat 2001 die Renaissance des Zebrastreifens ein. Seither hat sich deren Zahl fast vervierfacht.

Beim Anlegen eines solchen Schutzstreifens gibt es exakte Regeln: So darf es unter anderem pro Richtung nur eine Fahrspur geben, außerdem darf der Autoverkehr nicht zu stark sein. Jeder Vorschlag werde mit den Bezirksämtern, der Polizei und den Straßenverkehrsbehörden geprüft, heißt es bei der Verkehrsverwaltung.

Ein erhebliches Problem sei oft die mangelhafte Sicht der Autofahrer auf Fußgänger vor dem Betreten eines Zebrastreifens, hat Brockmann festgestellt. Der Blick könne durch vor der Anlage parkende Autos, aber auch durch Bäume oder Lichtmaste verstellt sein. Ein Beispiel sei die Adalbertstraße am Kottbusser Tor in Kreuzberg, wo es durch die Überbauung der Straße zudem einen starken Hell-Dunkel-Kontrast gebe, was die Sicht zusätzlich behindere.  Dieser Überweg liegt mit sieben verunglückten Fußgängern von 2006 bis Ende 2011 an der Spitze der als gefährlich eingestuften Zebrastreifen. Er gehört zu den älteren Anlagen, die bereits vor dem 2001 beschlossenen Neubauprogramm vorhanden waren. Eine Alt-Anlage ist auch der Überweg auf der Allee der Kosmonauten in Marzahn, wo die Fußgänger drei Fahrspuren passieren müssen, bevor sie die mittig angeordnete Straßenbahn-Haltestelle erreichen. Das ist nach den jetzt geltenden Richtlinien gar nicht mehr zulässig. Hier gab es nach Brockmanns Angaben im Untersuchungszeitraum bei insgesamt fünf Unfällen zwei schwerverletzte Fußgänger.

Insgesamt registrierte die Polizei 48 Schwer- und 205 Leichtverletzte bei Unfällen an Zebrastreifen; ein Fußgänger starb an der Rennbahnstraße in Pankow. Von 13 877 Fußgängerunfällen mit Personenschaden passierten aber nur 232 an Zebrastreifen. 92 Prozent der Unfälle wurden nach Brockmanns Angaben durch Fehler der Autofahrer verursacht.

Der Autoclub Europa (ACE) will jetzt bundesweit von ehrenamtlichen Mitgliedern – insgesamt gibt es nach Angaben von ACE-Chef Wolfgang Rose 550 000 – das Verhalten an Zebrastreifen kontrollieren lassen und eine Kampagne unter dem Motto „Halten.Sehen.Sichergehen“ starten. Wo Anlagen nicht nachgebessert werden könnten, sollten sie entfernt werden, fordert Brockmann. Klaus Kurpjuweit

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