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Genug geredet, heute ist Eröffnung. Viele Fotos aus dem Bau des Architekten Kulka unter www.tagesspiegel.de/brandenburg Foto: dpa

© dpa

Berlin: „Geht sorgsam um mit diesem Ort“

Potsdams Stadtschloss ist fertig. Heute darf das Volk erstmals in das Parlamentsgebäude. Und Architekt Peter Kulka verlässt die Stadt.

Potsdam – In Potsdam steht das alte Stadtschloss wieder – als neuer Sitz des Brandenburgischen Landtages. An diesem Wochenende dürfen erstmal die Bürger hinein, ehe nächste Woche die erste Parlamentssitzung im neuen Haus stattfindet. Im Interview sagt Architekt Peter Kulka, was Potsdam nun tun oder lassen sollte.

Herr Kulka, für viele Potsdamer haben Sie mit dem Landtagsschloss der Stadt das Herz zurückgegeben. Wie fühlen Sie sich jetzt vor der Eröffnung?

Das Herz ist wichtig. Wenn das die Städter sagen, glaube ich ihnen das. Ich habe immer gedacht, wir bauen das Ding hier für die alten Leute. Aber nein! Ich saß zum Beispiel an der Fachhochschule auf der Treppe, da kommen junge Leute und sagen: Gratulation!

Sie sind zufrieden, trotz allen Streits, den es während der Bauzeit gab?

Ja, das bin ich. Es ist auch gut, dass es nicht so friedlich läuft. Natürlich gibt es Widerspruch. Für mich als Architekt war es einer meiner schwierigeren Projekte, aber ich habe mich dem eingefügt, und zwar, weil es sich immer um einen demokratischen Prozess gehandelt hat. Da spielt es im Nachhinein keine Rolle mehr, dass wir uns gezofft haben.

Was bedeutet der Bau für das Zentrum?

Das Gebäude ist eine Initialzündung im Guten wie im Bösen.

Was meinen Sie damit?

Ich würde zum Beispiel die Fachhochschule gern hierlassen und umbauen.

Sie meinen den aus DDR-Zeiten stammenden Block daneben? Die Stadt will den Abriss. Sie nicht, warum?

Man kann das Gebäude gut machen. Es ist eigentlich eines der besseren der DDR, gerade bei den geringen Mitteln, die sie damals hatten. Da könnten die öffentlichen Kassen sparen. Brandenburg ist ja ein armes Land. Ich finde hier das Schöne von Potsdam, die Hochhäuser dahinten sind ja auch ein Zeichen.

Sie wollen auch die lassen?

Man muss auch diesen Widerspruch dulden! Aber schauen Sie über die Dächer der Stadt. Das Schloss von Friedrich war nicht so eitel, viel größer zu sein. Im Gegensatz zum Berliner Schloss ist dieses Schloss hier klein. Das ist ein Zeichen des Friedrich gewesen, der ja auch ein Zerrissener war und nachgedacht hat, wie er für seine Leute etwas verändern kann.

Auf der anderen Seite steht das Hotel Mercure. Viele meinen: Es stört.

Ich ärgere mich, wenn Leute an dieser Stelle weiterbauen.

Sie meinen den geplanten Bau für die Weiße Flotte?

Ja. Das Schloss, wie es jetzt wieder da ist, war die alte Stadtsilhouette, das war die Identität der Stadt zur Havel hin. Ich sage nur: Geht sorgsam um mit diesem Ort. Das ist auch Eure Geschichte.

Sie haben sich jahrelang für das Schlossprojekt aufgerieben, nun steht es, wird gefeiert. Kehren Sie der Stadt den Rücken?

Ja. Und gerne! Man muss die Dinge auch in Ruhe lassen. Stellen Sie sich vor, ich würde jetzt alles ständig bereden – schrecklich! Nein, das sollen andere und jüngere Leute machen.

Das Gespräch führte Jana Haase.

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