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Friederike und Clemens Ladenburger halten den Bürgerpreis der Zeitungen in den Händen.

© Wolfgang Kumm/dpa

"Gelebte Nächstenliebe": Bürgerpreis der Zeitungen für die Maria-Ladenburger-Stiftung

Die 19-jährige Maria wurde von einem Asylbewerber ermordet. Statt mit Hass zu reagieren, gründeten ihre Eltern eine Stiftung. Ihr Engagement wurde nun geehrt.

Friederike und Clemens Ladenburger ist das Schlimmste passiert, was Eltern widerfahren kann. Ihre Tochter Maria wurde im Oktober 2016 heimtückisch ermordet von einem afghanischen Asylbewerber. Sie studierte damals Medizin in Freiburg. Die Begleitumstände des grausamen Verbrechens entfachten in ganz Deutschland eine erregte Debatte. Hätten die Eltern mit Hass, Wut und Verzweiflung reagiert, wäre das verständlich gewesen. Doch die Eheleute, beide gläubige Christen und angesehene Juristen, entschieden sich für das Gegenteil. Sie gründeten die Maria-Ladenburger-Stiftung zum Gedenken an ihre mit 19 Jahren aus dem Leben gerissene Tochter. Unter anderem wird sie in- und ausländischen Studenten in schwierigen Lebenssituationen und bei der Integration helfen, unterstützt außerdem Studienprojekte in der Dritten Welt. Am Mittwoch wurden sie dafür in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz mit dem Bürgerpreis der Zeitungen ausgezeichnet.

Zeichen der Mitmenschlichkeit

Elke Büdenbender, die Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, würdigte in einer bewegenden Laudatio das „Beispiel gelebter Nächstenliebe“. Hier sei ein wichtiges Zeichen der Mitmenschlichkeit für die ganze Gesellschaft gesetzt worden. „Bildungsarbeit ist immer auch Friedensarbeit“, sagte sie im Hinblick auf den Mut, die Kraft und die menschliche Größe, die dazugehörten, dem Bösen etwas Gutes entgegenzusetzen. Sie zitierte die ermordete Maria: „Es kommt auf den Beitrag eines jeden Einzelnen an.“ Die Studentin sei anderen Menschen zugewandt und in der Lage gewesen, ihren Blick auf das Schöne zu richten.

Engagement in der katholischen Gemeinde

Einen Tag vor der Urteilsverkündung gründeten die Eltern die Stiftung mit Unterstützung des Vereins der Freunde der Universität Freiburg. Beide sind, wie Büdenbender, Juristen. Die Familie, zu der auch die beiden jüngeren Schwestern von Maria zählen, lebt in Brüssel, ist dort schon lange in der deutschsprachigen katholischen Gemeinde engagiert. Ihren Schritt erklärt die Familie auch mit ihrem christlichen Menschenbild. Groß geworden ist Maria mit zwei jüngeren Schwestern in Brüssel, wo sich die Familie schon lange in der deutschsprachigen katholischen Gemeinde engagiert. Friederike Ladenburger zitierte bei der Verleihung einen Text aus dem Skizzenbuch ihrer Tochter: „Ich bin jemand, der supergerne lebt, ... der gern das Sonnenlicht im Gesicht spürt, ... der glücklich ist.“ Neben allen Schmerzen sei da auch ein „tiefes Gefühl der Dankbarkeit für unsere Maria, für ein wunderbares Geschenk, das uns von Gott gegeben wurde“. Mehrfach sei die Frage an sie herangetragen worden, ob sie sich als Opfer in der Öffentlichkeit nicht zu Wort melden und in eine wichtige öffentliche Diskussion einschalten wollten“, sagte Clemens Ladenburger. Sie seien aber zu dem Schluss gekommen, dass sie mit ihrer Zurückhaltung in der Debatte einen besseren Beitrag leisteten.

Familie ließ sich nicht von Rechten instrumentalisieren

Wenn Taten des Hasses wiederum mit Hass und Hetze beantwortet würden, drohe eine zerstörerische Spirale, die an die Grundlagen unserer Gesellschaft rühre. Er bedankte sich bei Elke Büdenbender für den Gedanken, dass Bildungsarbeit Friedensarbeit ist: „Der hätte Maria richtig gut gefallen.“ Außerdem dankte er dem Verein der Freunde der Universität Freiburg, der die Stiftungsgründung unterstützt hat. Durch Spenden und Zustiftungen ist das von der Familie gestiftete Kapital von ursprünglich 100 000 bereits auf 400 000 Euro angewachsen.
Zur Sprache kamen auch die Hassmails, die Marias Familie von rechten Populisten bekam, eben weil sie sich nicht instrumentalisieren ließ und auch weil Maria in Entwicklungshilfeprojekten engagiert war. Es wäre leicht gewesen, Öl in ein sehr gefährliches Feuer zu gießen, sagte der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, Mathias Döpfner. Er würdigte die Kraft, mit der in besonders vorbildlicher Weise hier die Nüchternheit des Rechtsstaates über berechtigte Emotionen gestellt worden sei.
„Maria hat das Licht, das ihr geschenkt war, auch für andere leuchten lassen“, sagte Elke Büdenbender. In der Stiftung leuchtet es weiter.

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